Messen Menschen mit Diabetes nur den Blutzucker, gehen viele Werte zwischen den einzelnen Messungen verloren, „sehr hohe Werte, aber eben auch Unterzuckerungen“, sagte Dr. Oliver Schubert-Olesen (Hamburg) bei einem virtuellen Symposium von Abbott im Rahmen der DGIM-Jahrestagung, „bei der kontinuierlichen Glukosemessung bekomme ich kontinuierliche Bilder.“

Auch wenn die Werte bei der kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) nicht genauer sind als bei der Blutzuckermessung, bekommen Patienten und Diabetesteams mehr Informationen über den Glukoseverlauf. Schubert-Olesen: „Was viele Menschen sehr gerne nutzen und auch sinnvoll nutzen, ist eben der Trendpfeil.“ Diese Trendpfeile zeigen, in welche Richtung sich die Glukosewerte entwickeln, und sind Bestandteil aller CGM-Systeme, zu denen das ­FreeStyle Libre gehört. Einen Nutzen haben die Pfeile zum Beispiel, um zu entscheiden, ob die Insulindosis für die Mahlzeit wie berechnet gespritzt werden soll oder erhöht oder reduziert.


Einen weiteren Vorteil sieht Schubert-Olesen in der Beratung der Patienten: „Wir haben damit die Möglichkeit, unseren Patienten zu visualisieren, wie die Verläufe nach bestimmten Mahlzeiten sind oder im Rahmen von bestimmter Bewegung.“ So lassen sich Glukoseverläufe und Effekte bestimmter Verhaltensweisen leichter begreifen, woraus folgt: „In dem Moment, wo wir Sachen verstehen, sind wir auch besser darin, sie umzusetzen.“

Auch Dr. Bernhard Landers (Mayen) sieht CGM positiv: „Für den Patienten ist es natürlich ein großer Vorteil. Er muss sich nicht mehr ständig in den Finger piksen. (…) Man kann viel besser visualisieren, wo das eigentliche Problem ist. (…) Und natürlich auch für uns Kollegen: Wir können die Daten deutlich sehen, wir können sie besser mit den Patienten besprechen.“ Glukosewerte kontinuierlich zu erfassen, kann laut Landers auch prognostische Vorteile haben: Nicht nur das HbA1c, sondern auch Schwankungen sind relevant für das kardiovaskuläre Risiko.

Hypo­glyk­ämie-Wahr­nehmungs­stö­run­gen lassen sich mit CGM ebenfalls besser behandeln. Erkennbar sind z. B. auch nächtliche Hypoglykämien, die zu erhöhten Morgenwerten geführt haben – was zu anderen therapeutischen Konsequenzen führt, als wenn die Hypoglyk­ämie unerkannt geblieben wäre.

Wer als Arzt oder Patient CGM-Verläufe, z. B. bei Mahlzeiten- oder Bewegungstests, direkt vergleichen will, kann seine Daten unter mein.freestyle.de/­content/zuckercheck hochladen und direkt ansehen.



Autor:
Dr. Katrin Kraatz

Erschienen in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 2021; 30 (3) Seite 207