Mediziner und Wissenschaftler von weltweitem Rang – Pionier in der Erforschung der Wechselwirkungen zwischen Herz und Psyche: Professor Dr. phil. Dr. med. habil. Karl-Heinz Ladwig, Senior Researcher am Klinikum rechts der Isar, Universitätsklinikum der TU München, wurde im Rahmen der 49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR) am 23. Juni 2023 die Peter-Beckmann-Medaille verliehen. Der Professor für Psychosomatische Medizin und Medizinische Psychologie erhielt die mit der Ehrenmitgliedschaft verbundene Auszeichnung für die großen nationalen und internationalen Verdienste in der Psychokardiologie und das vielfältige Engagement für die DGPR als Fachgesellschaft.

"Mit Professor Dr. phil. Dr. med. habil. Karl-Heinz Ladwig ehren wir einen Mediziner und Wissenschaftler von weltweitem Rang, der als einer der Pioniere der noch recht jungen medizinischen Disziplin der Psychokardiologie mit bahnbrechenden Forschungsarbeiten zum Durchbruch verholfen hat. Die Psychokardiologie, die sich mit den Wechselwirkungen zwischen Herzerkrankungen und Psyche befasst, gilt heute als integraler Bestandteil der ganzheitlichen Herzmedizin. Inzwischen bieten zahlreiche kardiologische Rehabilitations- und Akutkliniken psychokardiologische Therapiekonzepte an oder arbeiten eng mit psychosomatischen Diensten zusammen, mit steigender Tendenz", so der scheidende DGPR-Präsident Prof. Dr. med. Bernhard Schwaab in seiner Laudatio über den Preisträger.

© Peter Ritter, DGPR
Abb. 1: Professor Dr. phil. Dr. med. habil. Karl-Heinz Ladwig (li.) erhält die Auszeichnung von Prof. Dr. med. Bernhard Schwaab.

Zusammen mit einer kanadischen Arbeitsgruppe gehörte Karl-Heinz Ladwig zu den Ersten, die vor rund 25 Jahren die Bedeutung einer depressiven Stimmungslage als prognostischen Risikofaktor im postakuten Verlauf nach einem akuten Myokardinfarkt ("Postinfarkt-Depression") aufgezeigt haben. In der Folgezeit hat Ladwig unter anderem die Lebensqualität von Langzeit-Überlebenden eines plötzlichen außerklinischen Herzstillstandes sowie das Mortalitätsrisiko einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) bei Patienten mit implantierten Defibrillatoren (ICDs) untersucht und eine Vielzahl von psycho-mentalen Aspekten bei Vorhofflimmern beforscht. Die Länge der prähospitalen Verzögerungszeit in der akuten Infarktzeit ist ein wesentlicher prognostischer Faktor und Gegenstand mehrerer klinischer Studien (u.a. eine Replikationsstudie in der VR China) unter seiner Leitung. Zu den frühen Meilensteinen zählen drei hoch bewertete Forschungsarbeiten als Erstautor in einigen der renommiertesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, die ein Peer-Review einsetzen, wie etwa in The Lancet, American Journal of Psychiatry und Archives Of General Psychiatry (heute JAMA Psychiatry).

Karl-Heinz Ladwig, Professor für Psychosomatische Medizin und Medizinische Psychologie, ist aktuell als Senior Researcher an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München (TUM) aktiv. Seine zentralen Forschungsgebiete fokussieren auf die epidemiologische und klinische Stressforschung im Bereich kardiovaskulärer Erkrankungen (Psychokardiologie) und metabolischer Erkrankungen mit Schwerpunkt auf Diabetes mellitus Typ 2. Hierbei spielen endokrine Regulationsmuster (vornehmlich bezogen auf das Glukokortikoid, aber auch weiterer Hormone wie das Oxytocin, das Melatonin und das Leptin) eine wichtige Rolle sowie die Interaktion zwischen dem endokrinen und dem Immunsystem.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit war und ist Ladwig aufgrund seiner Vita gefragter Experte und Interviewpartner für die Medizin- und Publikumsmedien sowie Patientenorganisationen. Er ist ehrenamtlich in vielen nationalen und internationalen Fachgesellschaften als Mitglied, Autor, Keynote-Speaker oder "State of the Art"-Referent engagiert, so auch in der DGPR.

2007 war er Tagungspräsident der 34. Jahrestagung der DGPR (Titel: "Lebensstiländerungen bei Herzerkrankungen – Somatische Aspekte und psychosozialer Kontext"). Beim Dreiländerkongress für kardiologische Rehabilitation 2014 referierte er im Vortrag "Psychosoziale Risikofaktoren für die KHK – Facts or Fantasy?" über den wissenschaftlichen Nachweis von psychosozialen Risikofaktoren für die Vorhersage kardiovaskulärer Ereignisse, unabhängig von und nach Kontrolle der klassischen somatischen Risikofaktoren. Bei der 44. Jahrestagung der DGPR 2017 hielt er den Festvortrag "Depression als Risikofaktor für die koronare Herzerkrankung".

Als Mitglied in der DGPR-Leitlinienkommission war Ladwig zuletzt mitverantwortlicher Autor des Kapitels "Psychosoziale Ziele und Aufgaben" der aktuellen S3-Leitlinie zur kardiologischen Rehabilitation (LL-KardReha) im deutschsprachigen Raum Europas Deutschland, Österreich, Schweiz (D-A-CH). Zudem ist er seit langem als Referent des Themenblocks Psychokardiologie im Fortbildungskurs "Kardiovaskulärer Präventivmediziner DGPR®" im Einsatz.

Für die DGK war er als Gründungssprecher und vormaliges Mitglied des Nukleus der AG 30 "Psychosoziale Kardiologie" federführender Erstautor des Positionspapiers: "Psychosoziale Kardiologie" der DGK (Erstveröffentlichung 2009 und vollständig überarbeitetes Update 2013). Erst kürzlich wurde er in den Nucleus der AG 14 "Präventive und rehabilitative Kardiologie" der DGK gewählt.

Auf europäischer Ebene ist er aktives Mitglied der European Association of Preventive Cardiology (EAPC) sowie der European Association of Psychosomatic Medicine (EAPM). Für die EAPC leitete er eine Taskforce für die Erstellung einer europäischen Leitlinie zur Bedeutung der Psychokardiologie bei Herzinsuffizienz. Er ist ferner Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Herzstiftung und im Beirat der Privatklinik Lauterbacher Mühle (Seeshaupt).

Peter-Beckmann-Medaille
Die Peter-Beckmann-Medaille als höchste, mit der Ehrenmitgliedschaft verbundene Auszeichnung der DGPR ist benannt nach dem Arzt Dr. Peter Beckmann (* 1908; † 1990), Sohn des berühmten Malers Max Beckmann. Beckmann hatte Anfang der 1950-er Jahre das Prinzip der Aktivierung chronisch Herzkranker in Deutschland entwickelt und damit der Bewegungstherapie zum Durchbruch verholfen. Als einer der Urväter der 1958 aus der Taufe gehobenen Vorläufer-Organisation, dem "Verein für Rehabilitation", begründete er auch die Geschichte der DGPR.

Bahnbrechende Forschungsarbeiten zur Psychokardiologie

Für seine Pionierarbeiten im Bereich der Psychokardiologie ist Ladwig vielfach ausgezeichnet worden. Die Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzens (heute: Deutsche Schmerzgesellschaft) verlieh ihm 1995 den Förderpreis für Schmerzforschung für Forschungsarbeiten über die diskriminative Bedeutung des pektanginösen Schmerzbildes bei Patienten mit instabiler Angina Pectoris und funktionellem Brustschmerzsyndrom. Von der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie (DGPM) und dem Deutschem Kollegium für Psychosomatische Medizin (DKPM) erhielt er den Roemer-Preis 2009 als Ehrung der Forschungsarbeiten, die wesentlich zur Entwicklung der Psychokardiologie beigetragen haben. Von der DGK wurde Ladwig 2016 mit dem Förderpreis der Fritz-Acker-Stiftung im Fachbereich Kardiologie für die Arbeiten auf dem Gebiet der Psychokardiologie ausgezeichnet.

Karl-Heinz Ladwig wurde am 27. September 1950 im Kreis Borken (Nordrhein-Westfalen) geboren. Seine akademische Ausbildung absolvierte er an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg JMU (Diplom in Psychologie 1976) und von 1980 bis 2003 an der Technischen Universität München (TUM). Nach Beginn seines Promotions-Studiums 1980 erlangte er dort 1984 die Berufsanerkennung als klinischer Psychologe (BDP), die Promotion (Dr. phil.) in Arbeitspsychologie und Arbeitsmedizin 1984 und die Habilitation zum Dr. med. habil. 1996. Es folgten die Ernennung zum Privat-Dozenten für Psychosomatische Medizin und Medizinische Psychologie (1997) und zum Professor für Psychosomatische Medizin an der Medizinischen Fakultät der TUM (2003).

Seine beruflichen Laufbahn führte Ladwig vom Städtischen Krankenhaus München-Schwabing (Konsiliarius für Psychosomatik, 1976 – 1979), über das GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (Wissenschaftliches Projekt-Management, 1979 – 1988), das Klinikum rechts der Isar, Universitätsklinikum der TUM (1988 – 2011, ab 2002 als Leiter der Klinischen Forschergruppe Psychokardiologie), das Helmholtz Zentrum München HMGU (Leiter der Abt. für Seelische Gesundheit im Institut für Epidemiologie II, 2011 – 2020) zurück zum Klinikum rechts der Isar, Universitätsklinikum der TUM, wo er seit 2020 als Senior Researcher an der Medizinischen Fakultät tätig ist.

Zu seinen Hobbys gehören Segeln, Wandern und im Winter Skitouren. Ladwig ist verheiratet mit Dr. Natalia Erazo, einer Psychoanalytikerin, und hat eine Tochter, die an der Charité in Berlin Medizin studiert.


Korrespondenzadresse:
Peter Ritter
Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen e.V.
Friedrich-Ebert-Ring 38, 56068 Koblenz
Telefon 0261 – 30 92 31, Telefax 0261 – 30 92 32
E-Mail: info@dgpr.de


Erschienen in: Diabetes, Stoffwechsel und Herz, 2024; 33 (1) Seite 22-23