Im dritten Fallbeispiel geht es um einen schwerst mehrfachbehinderter Jungen mit Typ-1-Diabetes unf rezidivierenden Hautinfektionen.

Bei dem inzwischen 11jährigen Jungen (EM des Diabetes im ersten Lebensjahr, zusätzliche Tetraspastik nach frühkindlicher Hirnschädigung, PEG-Versorgung) war die Insulintherapie angesichts eines sehr geringen Unterhautfettgewebes und häufig auftretender teils gravierender Hautinfektionen deutlich erschwert. Der pflegerische Aufwand war angesichts dieser Situation erheblich. Hinzu kommt, dass der Junge sich selber bei Hypo- und Hyperglykämien nicht ausreichend bemerkbar machen kann.

Die Umstellung auf CSII 2012 brachte zwar ausser für die Nächte eine gewisse Stabilisierung der BZ-Verläufe, doch die Hautinfektionen ließen sich unabhängig von Kathetertyp und Insulinsort sowie zuverlässiger Wechsel der Katheterstellen nicht beherrschen. Angesichts dieser Problematik entschieden wir uns in Absprache mit der Familie für eine Implantation des Accu-Chek DiaPort der 2. Generation im Nov. 2013 und einer CIPII mit Insumat Infusat U100. Es erfolgte eine sorgfältige Schulung der Eltern und Insulinneueinstellung. Es bedurfte anschliessend nur geringer Anpassungen der Basalrate.

Stabilere Stoffwechselverläufe und Gewichtszunahme

Der Junge hat bei begonnener Pubertät inzwischen von 16,7 kg auf 21,6 kg zugenommen (BMI 14 kg/m²). Der HbA1c blieb stabil mit 7,5 % (58 mol/mmol) vor CIPII-Beginn und 7,3 % (61 mol/mmol) 16 Monate danach. Der Insulin-Bedarf stieg unter CIPII von 0,97 U/kg auf 1,06 U/kg.

Angesichts der ausgeprägten Spastik und damit verbundenen dauernden abrupten Anspannungen der Bauchmuskulatur gelang die Wundheilung zunächst nicht komplikationslos und es blieb eine dauerhafte Reizung der Wunde mit rezidivierenden lokalen leichten Infektionen.

Deshalb und wegen des in der Zeit entstandenen Granulationsgewebes wurde der erste Diaport im Herbst 2015 entfernt und nach 5 Wochen Wundheilung im Dezember 2015 ein neuer Diaport implantiert. Wegen der Vorerfahrung erfolgte in den ersten Tagen nach der Operation eine Muskelrelaxation zur Sicherung des Heilungsprozesses. Der neue Diaport ist inzwischen reizlos eingewachsen und die Stoffwechselverläufe sehr erfreulich.

Die Gesamt-Basalrate liegt derzeit bei 6,85 IE/d mit starker zirkadianer Variabilität, die Essens-Boli ganztags bei 1E/KE. Die Häufigkeit der berichteten Hypoglykämien (BZ < 60 mg/dl, < 3,3 mmol/l) sank unter CIPII von 20/Monat auf 6 – 8/Monat. Die allgemeine Entwicklung des Jungen ist bei deutlich stabilisierten BZ-Verläufen erfreulich. Seit Implantation des Diaport kam es zu keinen schweren Hypoglykämien oder Ketoazidosen, keinen Katheterverschlüssen.

Abgesehen von der erheblichen Besserung der Stoffwechseleinstellung und der Lebensqualität des Patienten und seiner Familie (deutlich ruhigere Nächte und ausgeglichenere Stimmungslage des Jungen erleichtern die Pflege- und Versorgungssituation) konnten dem Patienten weitere Krankenhausaufenthalte wegen Stoffwechselentgleisungen und Hautinfektionen erspart werden.



Autorin: Dr. med. Dörte Hilgard
Ärztin für Kinder- und Jugendmedizin
Kinder-Endokrinologie und Diabetologie

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2016; 28 (6) Seite 15