Im zweiten Fallbeispiel geht es um einen 47-jährigen Typ-1-Diabetiker mit schwankenden Blutzuckerwerte infolge von Lipohypertrophien.

Der Patient stellte sich erstmals im September 2013 in unserer Praxis vor. Der Typ-1-Diabetes bestand seit 1983 und wurde seitdem mit einer ICT, bzw. seit 2010 mit der Insulinpumpe Accu-Chek Combo behandelt. Die Betreuung sei bisher ausschließlich über den Hausarzt erfolgt. An Spätkomplikationen bestand eine schwere diabetische Retinopathie mit mehrfacher Laserkoagulation, eine asymptomatische Neuropathie und eine Nephropathie mit einem Kreatinin von 1,6 mg/dl. Der HbA1c lag bei Aufnahme bei 12,0 %.

Hypo-Ängste

Aufgrund von mehrfachen, teils schweren Unterzuckerungen hatte der Patient Hypo-Ängste und hielt daher seinen Zucker eher höher. Trotzdem kam es mehrfach wöchendlich zu unvorhersehbaren Unterzuckerungen.

Bei der Untersuchung sahen wir an der gesamten Bauchhaut, den Flanken und den Oberschenkeln Lipohypertrophien mit typischen knotigen Verhärtungen des subkutanen Fettgewebes. Initial erfolgte eine Neueinstellung der Insulinpumpentherapie mit individueller Anpassung der Basal- und Bolusrate. Die Basalrate musste von 43,1 E/Tag auf 29,2 E/Tag reduziert werden, der BE-Faktor lag bei 1,0 E pro BE Korrektur 1/30 Ziel 100.

Bei erheblicher Reduktion der Hypoglykämierate lag der HbA1c im März 2014 bei 7,8 %. Trotz dieser erheblichen Verbesserung des Stoffwechsels schwankten die Blutzuckerwerte erheblich und es traten weiterhin unvorhersehbare und unsystematische Unterzuckerungen auf, was wahrscheinlich auf eine unterschiedliche Insulinresorption zurückzuführen war.

Keine Unterzuckerungen

Wir entschlossen uns daher zur Implantation eines Accu-Chek DiaPorts, was im August 2014 erfolgte.

Nach der Implantation traten nach Anpassung der Basalrate auf 23,2 E pro Tag praktisch keine Unterzuckerungen mehr auf. Noch entscheidender war die Tatsache, dass die Blutzuckerspitzen, die teilweise bis über 400 mg/dl reichten, ausblieben. Die weiterhin bestehenden Bluzuckererhöhungen waren auf die Hypoglykämieangst des Patienten zurückzuführen, die sich aber mit zunehmender Stabilität des Stoffwechsels besserte.



Autor: Dr. Hansjörg Mühlen
Diabetologikum Duisburg
Diabetologische Schwerpunktpraxis

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2016; 28 (6) Seite 14