Hormone spielen im menschlichen Körper eine gewichtige Rolle. Die Botenstoffe werden in verschiedenen Organen produziert und haben natürlich Einfluss auf einen bestehenden Diabetes mellitus. Wie der "Regelkreis" funktioniert, erfahren Sie in diesem Titelthema.

Hormone sind Botenstoffe, die im menschlichen Körper in oft sehr niedrigen Konzentrationen vorkommen und die Aufgabe haben, Informationen zu verteilen. Hormone werden typischerweise in Drüsen, aber auch in vielen anderen Organen wie beispielsweise dem Herz oder dem Darm gebildet. Üblicherweise erfolgt die Feinjustierung hormoneller Prozesse in einem filigranen Regelkreis, der ähnlich einem Heizungsthermostat funktioniert. Am Beispiel der Schilddrüsenfunktion lässt sich dies gut erklären. Unter dem Einfluss von höheren Hirnstrukturen regelt die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) die Freisetzung von Hormonen. Bezogen auf die Schilddrüse wird in der Hypophyse das Steuerhormon TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon) freigesetzt und führt in der Schilddrüse zur Bildung der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin und L-Thyroxin. Wenn genügend Schilddrüsenhormone vorhanden sind, erkennt die Hirnanhangdrüse dies und setzt die Freisetzung von TSH herab, sodass weniger Schilddrüsenhormone produziert werden und somit genau die richtige Menge an Schilddrüsenhormonen im Körper zirkuliert.

Üblicherweise erfolgt die Diagnostik endokriner Erkrankungen wie bereits beschrieben über Hormon-Bestimmungen und die Bildgebung. In der Regel ist es nicht ausreichend, Basisbestimmungen von Hormonen durchzuführen, da diese großen situativen und tageszeitlichen Schwankungen unterliegen. Für eine exakte Diagnose sind daher zumeist Stimulationsteste oder Suppressionsteste notwendig. Diese Teste überprüfen, ob sich ein hormoneller Überschuss supprimieren lässt oder ob die Hormonfreisetzung regelrecht stimulierbar ist. Sofern sich Anhaltspunkte für eine Fehlfunktion hormoneller Regelkreise ergeben, wird es notwendig, die Ursache hierfür zu finden. Zumeist sind dies Tumore, die eine Überproduktion von Hormonen verursachen (hormonaktive Tumore) oder aber es besteht eine angeborene oder erworbene Beschädigung von hormonellen Drüsen. Die Therapie erfolgt entweder durch Medikamente, die eine Suppression von Exzess-Syndromen ermöglichen, oder es handelt sich um eine Substitutionstherapie. Wenn möglich wird versucht, die Ursache zu beseitigen, was in den meisten Fällen durch eine operative Sanierung von hormonaktiven Tumoren gelingt. Genauso kommen allerdings auch Pharmaka oder eine Radiotherapie bzw. nuklearmedizinische Behandlung in Betracht.

Hormonstörungen

In der aktuellen Klassifikation des Diabetes mellitus, die aus vier Gruppen besteht, finden sich in Gruppe III unter dem Buchstaben D die Endokrinopathien. Damit sind hormonelle Störungen gemeint, die den Blutzucker ansteigen lassen. Unter einer Endokrinopathie versteht man Störungen im Hormonhaushalt, die sich entweder als Hormonüberschuss oder als Hormonmangel bemerkbar machen. Beide Formen hormoneller Störungen können den Glukosehaushalt nachhaltig stören.

Ziel dieses Titelthemas ist es, eine Übersicht über die wesentlichen hormonellen Störungen zu vermitteln und die Diagnostik und Therapie zu skizzieren. Dies ermöglicht den Behandlern, die Aufmerksamkeit für hormonelle Störungen bei Menschen mit Diabetes zu schärfen und bei entsprechendem Verdacht einem Endokrinologen zuzuführen.


Schwerpunkt Hormonelle Störungen

Autor:
© privat
Prof. Dr. med. Thomas Haak
Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2024; 36 (1/2) Seite 10-11