Behandlung In der pädiatrischen Diabetologie hat sich die Pumpenbehandlung in den vergangenen Jahren immer mehr durchgesetzt. In unserem ersten Schwerpunktbeitrag erfahren Sie von Prof. Dr. med.Thomas Danne, warum.

Kürzlich ist die Neuauflage der Leitlinien der Internationalen Kinderdiabetes-Gesellschaft ISPAD (www.ISPAD.org ) zur Insulinbehandlung erschienen. In der Einleitung wird festgestellt, dass seit der letzten Auflage im Jahr 2014 nur geringfügige Änderungen in Bezug auf die wesentlichen Grundsätze der Insulinbehandlung zu verzeichnen waren, aber dennoch wurden die Modi verfeinert, besonders wenn es sich um eine Insulinpumpenbehandlung und die Kombination mit Glukosesensoren handelt.

Flächendeckender Einsatz bei Vorschulkindern

Insgesamt hat es weltweit in der pädiatrischen Diabetologie einen Paradigmenwechsel von unflexiblen Behandlungsschemata hin zu mehrfachen täglichen Injektionen gegeben, und insbesondere die Pumpenbehandlung setzt sich immer mehr durch. Im Deutschen Gesundheitsbericht Diabetes 2018 beschreiben Reinhard W. Holl und Nicole Prinz für das DPV-Register der pädiatrischen Diabetologie die aktuellen Entwicklungen. So zeigt sich seit dem Jahrtausendwechsel, dass immer mehr Kinder und Jugendliche mit einer Pumpe behandelt werden.

Anfangs waren dies vor allem Jugendliche, da man dachte, dass kleine Kinder die Insulinpumpe manipulieren würden bzw. überfordert sein würden. Inzwischen hat sich die Pumpe in den letzten drei Jahren ganz vorrangig bei der Therapie von Vorschulkindern durchgesetzt: 91,6 Prozent aller Patienten, die im Jahr 2016 jünger als 5 Jahre waren, verwendeten eine Insulinpumpe. Bei den älteren Jugendlichen (15 bis 18 Jahre) waren es lediglich 44,6 Prozent. Interessanterweise zeigen sich auf internationaler Ebene erhebliche Unterschiede im Einsatz der Insulinpumpentherapie.

Sensorunterstützte Pumpentherapie: Tendenz rapide steigend

Ein Vergleich von DPV (41 Prozent der Patienten in Deutschland und Österreich) mit dem Register in England und Wales zeigt, dass auf der Insel nur 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Typ-1-Diabetes mit einer Pumpe behandelt werden, bei den Teilnehmern des amerikanischen T1D-Exchange-Registers sind es sogar 47 Prozent. Bei allen Registern ist dokumentiert, dass Patienten mit Migrationshintergrund bzw. ethnische Minderheiten seltener mit einer Pumpe behandelt werden, ebenso tragen Jungen insgesamt seltener eine Insulinpumpe als Mädchen.

Auch beim Einsatz der sensorunterstützten Pumpentherapie zeigt sich ein zunehmender Trend. Bereits vom Behandlungsjahr 2015 auf 2016 hat sich die Zahl der Typ-1-Patienten unter 20 Jahre verdoppelt, die eine sensorunterstützte Pumpentherapie entweder mit CGM oder FGM benutzt haben – Tendenz rapide steigend! Man fragt sich, ob in fünf Jahren in der Kinderdiabetologie überhaupt noch konventionell Blutzucker gemessen werden wird.

Künstliche Bauchspeicheldrüse in den Startlöchern

Bis zur nächsten Aktualisierung der ISPAD-Leitlinien im Jahr 2022 werden wir den hundertsten Jahrestag der Entdeckung von Insulin gefeiert haben (1921) und die revolutionären Auswirkungen auf das Leben von Menschen mit Diabetes. Die Qualität von Insulinen in Bezug auf Reinheit, fehlende Verunreinigung im Herstellungsprozess, die Verwendung von Humaninsulin für Menschen, die Vielzahl von chemischen Veränderungen, um eine schnelle und kurze Wirkung zu erreichen oder variabel länger wirkende Insuline zu finden und die verschiedenen Hilfsmittel zur Insulingabe waren für frühere Forscher und Behandler unvorstellbar.

Diese Fortschritte haben das Leben der Betroffenen revolutioniert. Am Horizont erscheinen die geschlossenen Systeme immer dichter an eine Alltagstauglichkeit für Patienten zu kommen – die künstliche Bauchspeicheldrüse könnte eine bessere Zukunft für die Patienten bieten. Im Mittelpunkt all dieser Fortschritte bleibt Insulin die Säule der Behandlung. Auf die Besonderheiten dieser neuen therapeutischen Entwicklungen für die Kinderdiabetologie geht dieses Schwerpunktheft ein.



Autor: Prof. Dr. med.Thomas Danne
Kinder- und Jugendkrankenhaus "AUF DER BULT",
Janusz-Korczak-Allee 12, 30173 Hannover,
E-Mail: danne@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2018; 30 (9) Seite 16-17