Einen Mehrwert soll die Diabetes Schulungs-Lounge bieten – nicht nur für Anwender:innen direkt, sondern auch für Arzt-Praxen im Allgemeinen. Aber was heißt das genau? Blicken wir doch einmal in den Alltag und hören wir ganz genau hin!

Immer schon war viel los in Deutschlands Arztpraxen, alle Beschäftigten sind gefordert, allen Bedürfnissen der Patient:innen wie auch dem Bedarf von Seiten des Gesundheitssystems (u.a. Dokumentationspflichten, Hygieneverordnungen, Abrechnungsmodalitäten) gleichzeitig gerecht zu werden. Neben allen akuten Problemen der Patient:innen sind bei einer chronischen Krankheit wie dem Diabetes mellitus ambulante Kontrollen und Behandlungen ohnehin regelmäßig erforderlich. Und nach nun mehr als drei Jahren im Ausnahmezustand durch Corona haben sich die Bedingungen in den Arztpraxen deutlich verschärft: überbelastetes Personal, neue Vorschriften, mehr Regularien, neue Impfungen, um nur einige Aspekte zu nennen.

Und was ist eigentlich aus dem Angebot an Schulungen geworden?

Eigentlich sollten Patientenschulungen längst ein fester Bestandteil der Diabetesbehandlung geworden sein – und sind es in der Tat auch. Trotzdem stellt sich in der Praxis auch immer wieder heraus, dass nicht jede/r Patient/in in den Genuss eines Schulungsangebotes kommt. Das hat sicherlich vielfältige Gründen. Auf jeden Fall hat mittlerweile die Zahl verschiedener Schulungsprogramme deutlich zugenommen und die Inhalte werden je nach Schulung immer präziser auf spezifische Fragestellungen, das heißt für spezielle Zielgruppen, zugeschnitten. Und dann sind da noch die neuen Herausforderungen der Digitalisierung: Waren ursprünglich Overheadfolien aus Ordnern im Gebrauch, sind heute meist Computer- plus Beamer-Präsentationen oder gar Apps im Einsatz. Darüber hinaus werden seit der Corona-Pandemie Diabetesschulungen auch online durchgeführt. Es tut sich also viel in Sachen Patientenschulung in den diabetologischen Schwerpunktpraxen.

Kann das alles auch einfacher werden?

Wir haben in den letzten Jahren viel von Ihnen, von den Fachkräften aus der Praxis zum Thema Patientenschulungen gehört, darunter zahlreiche Anmerkungen und Wünsche, die wir als sehr berechtigt und vor allem als zukunftsweisend aufgenommen haben. Und mit der Diabetes Schulungs-Lounge hat sich nun die Möglichkeit ergeben, diese zu berücksichtigen und Patientenschulungen wirklich weiter zu denken.

Im Folgenden sind die wichtigsten Stimmen zusammengetragen – und gleichzeitig präsentieren wir unsere Lösungen, die wir im Rahmen der Diabetes Schulungs-Lounge finden konnten.

  • "Schade, dass die Schulungsprogramme alle einzeln sind und ich bei jedem Programm immer das Suchen anfange." "Nie weiß ich, ob ich bei meiner nächsten Schulung alles im Koffer vorfinde, was ich brauche, denn jeder verwendet das gleiche Material und es verteilt sich ständig in den Räumen."
  • "Ich suche auf dem desktop immer nach den Programmen und werde fast verrückt dabei."
  • "Ich hab so wenig Zeit im Praxisalltag mir alle Schulungsmaterialien immer wieder zusammen zu suchen.""Meine Kollegin schult immer gern anders als ich. Ob die neuen Angebote wohl auch zulassen, dass ich weiterhin meine eigene Version abspeichere?"
  • "Bei uns in der KVRegion darf man gar nicht digital schulen. Ich hoffe, dass ich den Koffer weiter wie gehabt verwenden kann und damit nicht veraltet bin."
  • "Meine Patienten wollen nicht nur Präsentationen sehen, sie wollen auch etwas zum Anfassen."
  • "Schade ist, dass die Schulungsprogramme in der schnelllebigen Zeit nicht immer aktuell sind."
  • "Die ständige Diskussion darum, dass einmal zertifizierte Programme nicht mehr verändert werden dürfen, nervt mich, denn es wird einfach der Praxis nicht gerecht."
  • "Es ist so viel Arbeit, sich eigenes Material für besondere, neue Themen, die nicht im Programm sind, zusammen zu stellen."
  • "Es läuft manchmal einfach nicht reibungslos, weil es mit der Technik hakt, und ich habe das Gefühl, die Programme sind technisch veraltet."
  • "Letztens haben wir wieder nach der CD zum Programm gesucht. Ich glaube, die ist beim Umzug in die neuen Praxisräume verloren gegangen."
  • "Ich würd gern immer auf dem aktuellen Stand bleiben, was das Schulen generell betrifft. Ich weiß aber gar nicht, wo ich dazu etwas finde, wie ich das am besten mache."
  • "Es ist schwierig, beides unter einen Hut zu bringen: Patienten, die in die Praxis kommen wollen, und die, die unbedingt online geschult werden wollen. Ob das wohl bei der der neuen lounge berücksichtigt wird?"

Bei der Konzeption der Diabetes Schulungs-Lounge waren diese Aspekte prägend und handlungsleitend: Alles soll an einem Ort zu finden sein, auf einer Plattform und am besten soll mit nur einem Klick alles auch sofort vorhanden sein. Die eine Plattform ist unter www.diabetes-schulung-lounge.de entstanden und seit Juli 2022 erreichbar. Das mit dem einen "Klick" mussten wir aus technischen Gründen auf zwei erweitern: Sieben strukturierte und evaluierte Schulungs- und Behandlungsprogramme wurden zu zwei Paketen geschnürt, den sogenannten Bundles. Das bedeutet, dass sich die Schulungsprogramme PRIMAS, INPUT, HYPOS, MEDIAS 2 BASIS, MEDIAS 2 BOT+SIT+CT, MEDIAS 2 ICT und SGS alle an einem Ort, auf einer website befinden, dort erwerbbar und von dort herunterladbar sind. Die ersten drei Programme bilden gemeinsam das Bundle Typ-1 und die letztgenannten vier machen das Bundle Typ-2 aus. Die Schulungsprogramme werden nach dem Kauf heruntergeladen und an einem Ort auf dem Computer abgespeichert – und sind dann über jeweils den Bundle-Button anwählbar. Somit ist sichergestellt, dass die Präsentationen für jede/n Anwender/in vollständig vorliegt und nicht ewig in der Praxis nach einem USB-Stick oder gar nach einer CD gesucht werden muss. Auf diesen Punkt werden wir weiter unten noch einmal zurückkommen.

Auch die neue Plattform bietet die Möglichkeit, dass Präsentationen unterschiedlich abgespeichert werden können. Anwender:innen können sich ihre eigene Präsentation individuell zusammenstellen und abspeichern. Bei jedem einzelnen Schulungsprogramm können sieben verschiedene Versionen abgespeichert werden. Mehrere Mitarbeiter:innen in einer Praxis können somit die Version wiederfinden, die sie für sich zusammengestellt und verwendet haben. Dadurch ergibt sich eine Zeitersparnis in der Vorbereitung für die Schulung und jeder kann nach seinen Vorlieben schulen.

Ein Schulungs-Bundle kann zudem an drei Geräten installiert werden, sodass auch hier eine Flexibilität im Praxisalltag geschaffen worden ist. Verschiedene Endgeräte (Computer oder Tablet) und beide gängigen Betriebssysteme, Microsoft und Apple, wurden überdies mitbedacht.

Das ist auch gut so! Mit der neuen Plattform wurden weitere, eben digitale Optionen geschaffen und zur Verfügung gestellt. Dadurch werden die altbewährten Möglichkeiten der Schulung nicht verschwinden, vielmehr hat sich das Spektrum, die Vielfalt an analogen wie auch digitalen Medien erhöht, die ganze Bandbreite an Möglichkeiten steht zur Verfügung.

Besonders deutlich wird das, wenn man die Übungen betrachtet: Alle Schulungsprogramme beinhalten eben auch praktische Aufgaben. Diese werden beispielsweise anhand von Ernährungsspielen, mit Insulinschablonen oder Assoziationskärtchen umgesetzt. Für diese Übungen benötigt es analoges Material und so wird es auch weiterhin die Schulungskoffer geben (die jetzt Anwenderboxen heißen), in denen neben den Schulungsmanualen die Spiele und praktischen Elemente enthalten sind.

Auch für diejenigen, die bereits einen Schulungskoffer in der Praxis besitzen und damit sehr zufrieden sind, verändert sich nichts, auch dieser kann weiterverwendet werden, er hat weiterhin Gültigkeit (unser "Alles-Bleibt-wie-es-ist-Modell").

In der Tat leben wir in einer Zeit, in der der technische Fortschritt uns regelmäßig schon im Alltag überholt. Und wenn wir die Diabetes-Therapie betrachten, wird das noch deutlicher: Hier werden regelmäßig neue Finessen vorgestellt, sei es bei der Messung der Glukose im Gewebe, sei es im Bereich der Insulinpumpen oder der AID-Systeme oder auch im Rahmen der DIGA (Digitale Gesundheitsanwendungen). Sobald deren Wirksamkeit nachgewiesen ist, spiegelt sich das dann auch in Leitlinien der DDG und schließlich in der Versorgung, Ihrer Praxis wider.

Bislang war es allerdings erst mit Abverkauf eines bereits produzierten Schulungsprogramms, also mit einer Neuauflage möglich, Materialien zu überarbeiten und so aktuelle Veränderungen zu berücksichtigen und umzusetzen. Da nun die Schulungsfolien wie auch die Manuale digital vorliegen, können auf diesem Weg aktualisierte Medien leicht ausgetauscht werden. Wir werden damit nun deutlich schneller werden und den Vorgaben der DMP-A-RL (DMP-Anforderungen-Richtlinie) entsprechen können.

Grundsätzlich wird bei größeren Änderungen an Inhalt oder Struktur eines Schulungsprogramms eine neue Evaluierung erforderlich. Dies benötigt viel Zeit und Sie müssen lange auf neue, zertifizierte Materialien warten. Da die Abrechenbarkeit der Patientenschulungen eine enorme Bedeutung für die Etablierung von Schulungsprogrammen in den Praxen hat, auch die Stellen der Schulenden mitfinanziert, gab dieser Aspekt eine wesentliche Richtung vor.

Mit der Diabetes Schulungs-Lounge haben wir zum einen gezielt abrechenbare Patientenschulungen gebündelt, zum anderen die Möglichkeit geschaffen, Ihnen Bonusmaterialien wie beispielsweise Zusatzmodule zu bestimmten Themen zur Verfügung zu stellen, ohne damit ein bestehendes Programm zu verändern.

Das bedeutet auch für Sie, dass Sie diese Materialen zusätzlich zum bisherigen Schulungsmaterial nutzen können, ohne dass Sie sich eigene Materialen mit viel Zeitaufwand kreieren und zusammenstellen müssen. So verbinden sich die Vorteile miteinander: Sie verfügen über vielfältige Materialen, die auf dem neuesten Stand und auch weiterhin zertifiziert und abrechenbar sind, und sparen sich im hektischen Praxisalltag eine Menge Zeit.

Innerhalb der letzten zehn Jahre haben sich die Datenträger für die Dateien unserer Programme immer wieder gewandelt: von den Overhead-Folien über die CD-Rom hin zum USB-Stick. Und doch blieb es immer ein Medium, das verloren gehen konnte. Sie glauben gar nicht, wie häufig das an uns herangetragen und nach Ersatz gefragt wurde.

Und nun ist es also ein digitaler Speicherort auf einem Server, in einer Cloud, in der sich die Daten befinden, und aus der heraus man nun seine erworbenen Teile herunterladen kann – dies allerdings nur mit Internetzugang und über firewalls hinweg. Danach ist dann alles lokal verfügbar – kein Problem mehr mit den berechtigten Warnungen aus der IT und den Datenschützern.

Gleichzeitig gab es auch immer wieder Probleme mit der Software, vor deren Hintergrund die programmierten Folien angezeigt werden können: der gute alte "flash player" wurde erst hochgelobt und viel genutzt, dann aber nicht mehr unterstützt und schließlich eingestellt. Und nun greifen wir also auf ein ähnliches System von adobe zurück – bis es vielleicht auch dort wieder zu Veränderungen kommen wird. Nun aber sind wir in der Lage, zügig zu reagieren und in der Cloud einfach immer das neueste, funktionierende System zur Verfügung zu stellen. Das entspannt uns – und eben auch Ihre Situation in den Praxen.

Das ist ein Punkt, den wir von vielen Anwender:innen und immer wieder gehört haben, der Wunsch danach scheint besonders groß, da die Diabeteswelt so unübersichtlich wird und immer mehr klinische Erfahrungen mit Schulungen existieren. Uns ist es ein großes Anliegen, Sie mit allen Themen rund um die Diabetesschulung immer auf dem neuesten Stand zu halten. Auf der website der Diabetes Schulungs-Lounge können Sie sich nun immer über die aktuellen Themen rund um alle Schulungsprogrammen informieren. Es werden in Zukunft auch immer wieder Zusatzmaterialen auf der Plattform dazu kommen wie beispielsweise Videos zur Anwendung von Schulungsmaterialen oder - wie schon erwähnt - Zusatzmaterialen zu unterschiedlen Themenfeldern.

Darüber hinaus ist ein Community-Bereich geplant: demnächst wird es dort in unregelmäßigen Abständen Online-Workshops geben; längerfristig ist geplant, dass dort ein Bereich entsteht, wo sich Schulungskräfte austauschen und so Ihre Erfragung oder aber auch Fragen dort teilen können. Das dürfte einen großen Zusatznutzen für alle Anwender:innen bieten – ob Sie dabei aus dem stationären oder ambulanten Bereich kommen, ob Sie erfahren oder noch eher unerfahren sind, ob Sie bereits im Team arbeiten oder noch allein unterwegs sind, ist dabei egal. Es wird sicher den Austausch beleben und so lohnt es sich, regelmäßig vorbeizuschauen. Sie müssen allerdings die Lizenz zur Nutzung der Diabetes Schulungs-Lounge besitzen.

Mit den Erfahrungen aus den letzten Jahren sind nun also verschiedenste Schulungsorte denkbar: Neben den reinen Angeboten in Präsenz, also persönlich, alle um einen Tisch herum oder im Stuhlkreis, oder alle Kursteilnehmenden nur online, auf einer Plattform im Internet, dürften sich auch "hybride" Angebote etablieren, also gemischte Gruppen mit Teilnehmenden, die vor Ort sind, und solchen, die online zugeschaltet werden.

Online ist die zunächst am einfachsten erscheinende Methode, vor allem dann, wenn die Teilnehmenden weit verstreut leben und nur schwerlich oder gar nicht alle zum gleichen Zeitpunkt am gleichen Ort sein können, die Fahrtzeiten einfach zu viel Zeit beanspruchen oder eine Teilnahme gänzlich verhindern würden. Allerdings muss dann ein stabiler und ausreichend schneller Internetzugang bestehen. Auch sollten alle Teilnehmenden mit dem Format zurechtkommen und sich aktiv präsentieren und beteiligen wollen und können.

Der hybride Zugang zu einer Schulung würde es dagegen jedem je nach Möglichkeit erlauben, an einem Angebot teilzunehmen. Das würde sicher den unterschiedlichen Ansprüchen und Möglichkeiten der Teilnehmenden gerecht werden, Gruppen leichter und zeitnäher zusammenstellen lassen; es würde aber gleichzeitig die Schulenden unter große Anforderungen stellen: Vor allem strengt es an, wenn man gleichzeitig alle Signale der Teilnehmenden vor Ort ebenso erfassen wie die Teilnehmer online lesen und einbinden muss. Dann gilt es, für sich selbst gut zu sorgen, einzelne Aufgaben an verschiedene Personen zu verteilen (z.B. Zeitgeber, Fragen-Sammelnde), mehr feste, wenn auch nur kurze Pausen einzuplanen, für technische Probleme Ansprechpartner zu finden und vielleicht sich auch mit Kolleg:innen zusammen zu tun, zumindest bei der Vor- und Nachbereitung einer Schulung oder gar gemeinsam zu schulen.

Und natürlich müssen auch alle Voraussetzungen geschaffen werden: Schulungsmaterialien müssen parallel analog wie digital verfügbar sein. Mit der Diabetes Schulungs-Lounge sind Sie da schon jetzt bestens präpariert. Wir werden weiter daran arbeiten, dass alles vorhanden ist, beispielsweise auch Patientenmaterialien digital bearbeitbar werden.

Hybride Schulungen

Wann welche Art am besten funktioniert, bleibt offen, Ihren Umständen vorbehalten. Die Variationsbreite an unterschiedlichen Angeboten der Patientenschulung wird aber sicher zunehmen, so die Kostenträger dies erlauben. "Hybride Schulungen" könnte eines der Zukunftsthemen in der Schulungswelt des Diabetes sein.

"Durchweg positive Erfahrung", so das klare Statement von Nicola Haller, Vorsitzende des VDBD, in ihrem Interview an dieser Stelle. Das bestätigt uns auf unserem Weg und macht gleichzeitig deutlich, dass die Aufnahme weiterer Schulungsprogramme, auch zusätzlicher Module und vor allem die Aktualität der Diabetes Schulungs-Lounge wichtig sein werden.

Wir von FIDAM werden selbstverständlich dieses Digitale Ökosystem Patientenschulung bei Diabetes weiterentwickeln, vor allem auch durch das Feedback der Nutzer:innen und aus den Praxen. Und so sind wir gespannt, wie genau es weitergehen wird. Wir sind jedenfalls mittlerweile sicher, den richtigen Schritt zum richtigen Zeitpunkt in die Zukunft gemacht zu haben. Sind Sie Neugierig geworden?

Dann schauen Sie doch einfach einmal rein: www.diabetes-schulungs-lounge.de. Auch in den nächsten Ausgaben des Diabetes-Forums dürfen Sie sich darauf freuen, wenn wir weitere Themen rund um die Diabetes Schulungs-Lounge vertiefen werden.


Autorin:
Birgit Olesen & Dr. Carmen Albrecht
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
FIDAM GmbH


Erschienen in: Diabetes-Forum, 2023; 35 (5) Seite 34-39