Umgang mit Alkohol und Drogen bei Diabetes

Ein Spiel versetzt Jugendliche mit Typ-1-Diabetes in eine Party-Situation. Wie reagiert der Blutzucker auf Alkohol? Und wie auf andere Substanzen? Das Spiel ist das Ergebnis einer Semesterarbeit und klärt über den verantwortungsvollen Umgang mit Drogen bei Diabetes auf. Ob das Spiel bald auch offiziell verfügbar wird, hängt von Ihrem Interesse ab.

Alkohol und andere Substanzen können den Blutzuckerspiegel aus dem Gleichgewicht bringen und somit bei Typ-1-Diabetes schnell zur Gefahr werden.

Leider ist der verantwortungsbewusste Umgang mit Drogen ein Thema, welches bisher sehr wenig Raum in Diabetes-Schulungen bekommt.

Das führt dazu, dass Jugendliche mit Typ-1-Diabetes versucht sind, ihre Grenzen mit Drogen selbst auszutesten, was früher oder später in einer gefährlichen Stoffwechselentgleisung enden kann.

Das Spiel: Beim Feiern Balance halten

• Ziel des Spiels: Den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol und Drogen bei Diabetes vermitteln
• Wie? Mit Spielkarten, Gleichgewichtsübungen und Fragestellungen, die beantwortet werden
• Wer? Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren

Das Ziel des Spiels ist, Jugendliche mit Typ-1-Diabetes über die Wirkung von Alkohol und Drogen im Zusammenhang mit ihrer Erkrankung aufzuklären.

In 45 Minuten versetzen sich die Jugendlichen mit Hilfe von Spielkarten gedanklich in einen Partyabend. Sie versuchen dabei, ihr Gleichgewicht auf einem Balance Board zu halten. Dieses soll den Teilnehmenden dabei helfen, sich in eine Party-Situation hineinzuversetzen.

Die Schwierigkeit nimmt stetig zu, da die stützenden Balken unter dem Brett nach und nach entfernt werden, während die Jugendlichen weiterhin Gleichgewichtsübungen ausführen.

Die Spielkarten beschreiben typische Situationen, in denen sich Jugendliche im Laufe einer Party womöglich wiederfinden und werfen Fragen auf, die für Personen mit Typ-1-Diabetes relevant sein können.

Während des Spielens wird auch das Vertrauen innerhalb der Gruppe gestärkt und die Hemmschwelle für das Fragenstellen oder das Teilen von persönlichen Erfahrungen gesenkt.

Optimalerweise trifft sich die Gruppe nach dem Spiel mit einer Ärztin, einem Arzt oder einer erfahrenen Person mit Diabetes. Dann können Fragen der Teilnehmenden beantwortet und allgemein geltende Tipps vermittelt werden.

Kurz gesagt: Das Spiel ist eine Simulation des mit Alkohol und Rauschmitteln verbundenen möglichen Kontrollverlusts in einem sicheren Umfeld.

Begeisterung im Diabetes-Camp

Das Diabetes Camp wird jedes Jahr von der Kinderklinik Dritter Orden München und der Kinderklinik Traunstein organisiert. Dort finden sich ca. 25 Jugendliche mit Typ-1-Diabetes, sowie Fachkreise wie Diabetologinnen und Diabetologen zusammen, um ihnen den Umgang mit Typ-1-Diabetes im Alltag zu erleichtern.

In einem Workshops des Diabetes Camps wurde das Spiel dieses Jahr erstmalig – und mit vollstem Erfolgt – durchgeführt.

Hier ein paar Berichte von den Teilnehmern:

• "Ich konnte mich durch die Gleichgewichtsübungen während des Spiels sehr gut in die Situation beim Feiern hineinversetzen, da man sich immer stärker anstrengen musste, um sich auf die vorgelesene Geschichte zu konzentrieren – Ganz so, wie wenn man betrunken ist."
• "Die Übung gab mir richtig das Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren!"

Eine Semesterarbeit mit persönlichem Anliegen

Das Spiel "Beim Feiern Balance halten" ist das Ergebnis einer Semesterarbeit von Lara Busse. Da ihre Mutter Typ-1-Diabetikerin ist, kennt sie die täglichen Herausforderungen der Erkrankung sehr gut. Die Semesterarbeit hat Lara nun erfolgreich abgeschlossen und möchte jetzt das Schulungstool in mehrfach produzieren, damit es zukünftig in Diabetes-Einrichtungen praktische Anwendung findet.

Die Fortführung des Projekts hängt vom Interesse ab

Aktuell gibt es nur wenige Prototypen des Spiels.

Lara Busse, die Entwicklerin des Schulungstools, möchte das Spiel breit zugänglich machen und setzt dafür nun auf das Interesse von Diabetescamps, Beratungsstellen für Menschen mit Diabetes und Krankenhäuser, die sich bei ihr melden.

---

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2023; 35 (11) Seite 46-47