Beim Blick auf absolute Häufigkeiten hat der Schlaganfall den Herzinfarkt überholt. Und fast 60 Prozent der Patienten mit Insult weisen metabolische Störungen auf. In 10 bis 25 Prozent bestätigt sich die Diagnose Diabetes. Ein Versorgungsmanagement könnte helfen, die Prognose nach Schlaganfall zu verbessern.

Multimodale Behandlung

Neben Blutdruck und Antikoagulation sollte die Glukoseeinstellung Bestandteil der Therapie sein, davon ist die Stiftung DHD (Der herzkranke Diabetiker) überzeugt. Die Behandlung bei Schlaganfall muss multimodal sein. Alle Risikofaktoren sollten adressiert werden.

"Hohes Alter, Rauchen, Hypertonie und Vorhofflimmern bei Diabetes entwickeln ein besonderes Kausalgewicht", sagt Professor E. Bernd Ringelstein von der Stiftung DHD. Hirninfarkte seien größer, der Krankheitsverlauf ist schwieriger. „Bei Schlaganfall-Patienten mit Diabetes sind Letalität und Re-Insult-Risiko erhöht. Auch intrakranielle Stenosen treten häufiger auf“, so der Neurologe aus Münster. Selbst ohne Infarkt könne in 12 bis 15 Prozent eine zerebrovaskuläre Verschlusskrankheit nachgewiesen werden, die als Zeitbombe tickt und irgendwann in den Insult übergeht. Plasmatische und plättchenbedingte Hyperkoagulabilität sowie stark entzündliche Plaques können die Ereignisse beschleunigen.

Prognostisch ungünstig ist, wenn Diabetes-Patienten in der sekundärpräventiven Therapie bei Schlaganfall oder TIA (Transitorisch-ischämischer Attacke) wichtige Medikamente wie Antihypertensiva, Statine, Trombozytenaggregations-Hemmer und Antidiabetika absetzen.¹

Frühstmögliche Erfassung des Glukose- und Säure-Base-Status ist empfehlenswert

Neben konsequenter Hypertonie-Behandlung und Antikoagulation rät die Stiftung DHD dazu, die Glukosesteuerung zu optimieren. Sie empfiehlt ein metabolisches Screening von Beginn an. „Im Idealfall werden Glukose- und Säure-Base-Status schon vom Notarzt erfasst“, meint Professor Diethelm Tschöpe aus Bad Oeynhausen. Spätestens bei Feststellung der Diagnose auf der Stroke Unit sollte der Blutzucker fortlaufend überwacht werden. Kritische Situationen müssen vermieden werden. „Also, keine Hypoglykämien und keine exzessiven Schwankungen der Blutglukose“, warnt Tschöpe. Sonst provoziere man unerwünschte Ereignisse. Bei älteren Menschen sind Hypoglykämien auch mit erhöhtem Demenz-Risiko assoziiert.

Abstimmung der Therapie zwischen den behandelnden Ärzten sollte angestrebt werden

Unabhängig vom Zeitpunkt der Diagnosestellung können nach Schlaganfall regelhafte Diabetes-Konsile und bei hochbetagten Patienten geriatrische Konsile sinnvoll sein. Für die bessere Steuerung des Glukosemanagements in der neurologischen Versorgung hat die Stiftung DHD einen Vorschlag entwickelt (Abb.). Sie plädiert dafür, dass die Therapie von der Akutbehandlung bis zur Nachsorge zwischen Neurologen, Diabetologen, Internisten und Geriatern abgestimmt wird. Auch die Rückkopplung zu ambulant weiterbehandelnden Hausärzten darf nicht fehlen.


Quelle: Pressemitteilung Der herzkranke Diabetiker - Stiftung in der Deutschen Diabetes-Stiftung (DHD)