Eineinhalb Jahre lang beobachtete Professor Heiko Burchert vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld die Angebote für Teststreifen auf ebay von privaten Anbietern. Woher stammen die Teststreifen, die dort von privat angeboten werden? Wer profitiert von dem Angebot und wem schadet es? Antworten soll nun eine wissenschaftliche Auswertung liefern.

In Zeiten der e-Health verwundert es nicht, im Internet auf Online-Handels- oder Auktionsportalen wie eBay, Amazon, Hood.de oder AuVito Angebote der zur Behandlung des Diabetes mellitus erforderlichen Verbrauchsmaterialien zu finden. Anders verhält es sich, wenn wie in eBay oder bei Hood.de die Mehrheit der Angebote von „Privat” feilgeboten wird.

Eineinhalb Jahre lang beobachtete Professor Heiko Burchert vom Fachbereich Wirtschaft und Gesundheit der FH Bielefeld die Angebote für Teststreifen auf ebay von privaten Anbietern. Woher stammen die Teststreifen, die dort von privat angeboten werden? Wer profitiert von dem Angebot und wem schadet es?

Von Anfang 2011 bis Ende Mai 2012 wurde z. T. täglich der Bestand an sowie der Zugang von Teststreifenangeboten erhoben. Dabei bleib die Zahl der Blutzuckerteststreifen im Angebot relativ konstant (sh. Abb.1), bei etwa 900 pro Tag mit Schwankungen gegen Anfang und Ende des Monats. Knapp 90 Prozent der zum Verkauf gestellten Blutzuckerteststreifen umfassten Angebote mit 100er–Packungen.
(vgl. auch Abb. 2).

Vom Arzt verordnet – nicht zur Messung verwendet

Von privat veräußerte Blutzuckerteststreifen sind in aller Regel Teststreifen, die von einem Arzt verordnet, vom Diabetiker oder einem Angehörigen ohne Zuzahlung in einer Apotheke abgeholt, nicht aber zur Messung des Blutzuckerwerts verwandt wurden.

Eine erste ökonomische Folge aus den jährlichen mittels eBay realisierten Umsätzen mit Teststreifen ist der den gesetzlichen Krankenversicherungen entstandene unmittelbare finanzielle Schaden: Wenn einer Krankenversicherung eine 50er-Packung ca. 30 Euro kostet, ergeben sich unter Nutzung der obigen Werte Ausgaben in Höhe von 11,4 Mio. Euro pro Jahr. Aber diese Ausgaben führen nicht zum gewünschten Ziel der Selbstkontrolle des Blutzuckerwerts, sondern zu einem Nebenverdienst – was einen unmittelbaren finanziellen Schaden darstellt.

Nichtnutzung hat gesundheitliche Folgen

Dieser Schaden ist durch den mittelbaren zu ergänzen, dieser ergibt sich aus den gesundheitlichen Folgen der Nichtnutzung der Teststreifen. Sie fehlen beim Selbstmanagement eines Diabetikers.
Die Folge sind nicht oder zu spät bemerkte Hypo- oder Hyperglykämien mit kurzfristig oder langfristig eintretenden Schädigungen des Organismus . Diese so hervorgerufenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen des Diabetikers bedeuten langfristig eine zusätzliche finanzielle Belastung seiner Krankenversicherung.

Auf der Seite des Arztes kann es zu einer fehlerhaften Wahrnehmung des Behandlungserfolgs kommen, wenn er mehr Teststreifen zum Zweck der Nutzung verordnet hatte, jedoch nur ein Bruchteil davon genutzt wurde und sich ein entsprechend schlecht eingestellter Diabetes mellitus ergibt.

Höherer Bedarf vorgetäuscht?

Eine zweite Option ist das Vortäuschen eines höheren Bedarfs. Statt der durchschnittlich z. B. 150 genutzten Teststreifen pro Monat lässt sich der Patient von vornherein 250 Blutzuckerteststreifen verordnen. Die überschüssigen 100 Teststreifen werden in den Verkauf gegeben. Im Rahmen einer fremden Diabetessituation ist zu unterscheiden, von wem die Initiative zum „Abzweigen” der Teststreifen ausgeht.

Dies kann einerseits der Diabetiker selbst sein, vorstellbar sind auch „geschäftstüchtige” Angehörige oder Pflegekräfte. Denkbar ist allerdings auch, dass die Initiative vom Diabetiker selbst ausgeht, der aus Motiven wie Dankbarkeit, Verbundenheit gegenüber dem pflegenden Angehörigen oder der Pflegekraft oder auch das „Erkaufen von Zuneigung” Teststreifen an den anderen abgibt.

Privatversicherte könnten profitieren

Von der Situation profitieren könnten andererseits privatversicherte Diabetiker, die bei ihrer Krankenversicherung einen Tarif mit Selbstbeteiligung gewählt haben sowie gesetzlich versicherte Typ-2-Diabetiker, die Blutzuckerteststreifen nur auf eigene Rechnung beschaffen können.

Abhilfe schaffen moderne telemedizinische Systeme, die den Patienten in seinem Selbstmanagement unterstützen. Sie könnten den Diabetiker von der Dokumentation entlasten, was nicht nur einen Gewinn an Lebensqualität für den Diabetiker zur Folge hätte, sondern nach Ansicht von Professor Heiko Burchert Vorteile für die gesamte Behandlungssituation bietet.

Lesen Sie hier den vollständigen Beitrag aus Diabetes, Stoffwechsel und Herz.