Patientensicherheit als Lernziel ist bisher nicht systematisch in Ausbildung und Studium der Gesundheitsberufe verankert, zeigt eine aktuelle Erhebung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e. V. (APS). Doch wer die Sicherheitskultur verbessern möchte, fängt am besten bei der Ausbildung an.

Um diese Entwicklung voranzubringen und entsprechende Kenntnisse frühzeitig und flächendeckend an Ärzte, Pflegekräfte, Hebammen, Apotheker und weitere Gesundheitsberufe zu vermitteln, hat das APS seine 11. Jahrestagung vom 14. bis 15. April 2016 in Berlin unter das Motto „Patientensicherheit kann man lernen – Wie kommt das Wissen in die Praxis“ gestellt.

Ein Weckruf tut Not

„Es ist für Patientensicherheit entscheidend, dass sie in der medizinischen und pflegerischen Laufbahn von Anfang an im Fokus steht – und dass auch die entsprechenden Kenntnisse im Lernzielkatalog stehen“, sagt Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des Aktionsbündnisses. Ein Weckruf tut Not, denn in den Ausbildungsordnungen der medizinischen und pflegerischen Ausbildungs- und Studiengänge wird das Thema Patientensicherheit noch immer nachrangig behandelt.

„Nach unseren aktuellen Recherchen ist ein umfangreicher Katalog von Kompetenzen zur Patientensicherheit lediglich in zwei Ausbildungsordnungen festgeschrieben“, sagt François-Kettner. Dabei handelt es sich um die Ausbildung zum/r Anästhesietechnischen Assistenten/in und zum/r Operationstechnischen Assistenten/in. Keine Vorgaben zur Vermittlung entsprechender Kompetenzen gibt es dagegen für das Zahnmedizinstudium und für die Physiotherapie-Ausbildung.

Alle anderen medizinischen oder patientennahen Berufe – inklusive dem Studium der Humanmedizin – liegen zwischen diesen Extremen: Laut Ausbildungsordnungen vermitteln sie nur sehr begrenzte Kompetenzen zur Patientensicherheit, etwa allgemeine Aspekte der Hygiene, der Kommunikation oder der Arbeitsorganisation. Das APS setzt sich daher dafür ein, dass wesentliche Aspekte der Patientensicherheit stärker in den jeweiligen Ausbildungsordnungen verankert werden.

„Unser erklärtes Ziel ist eine hoch entwickelte Sicherheitskultur im Gesundheitssystem“

Die innerhalb des APS bestehende Arbeitsgruppe „Bildung und Training“ hat im Jahr 2013 einen Lernzielkatalog erarbeitet, der allen medizinischen Bildungseinrichtungen zur Verfügung steht. Ziel ist, Hilfestellung und Orientierung zu bieten, welche Kompetenzen zur Patientensicherheit in der Ausbildung vermittelt werden sollten. Leider könne von einer breitflächigen Anwendung bisher jedoch noch nicht die Rede sein, bedauert François-Kettner. Im Rahmen seiner Jahrestagung bietet das APS deshalb speziell auf einzelne Berufsgruppen abgestimmte Workshops, in denen konkrete Wege aufgezeigt werden, wie Auszubildende und Studierende bereits frühzeitig für Patientensicherheit sensibilisiert und trainiert werden können.

Um zu erreichen, dass die entsprechenden Kompetenzen als Ausbildungsziele fest verankert werden, stehen Vertreter des APS auch in Kontakt mit den Verantwortlichen in Politik, Verbänden und Kammern. „Unser erklärtes Ziel ist eine hoch entwickelte Sicherheitskultur im Gesundheitssystem“, sagt die Vorsitzende. Und dazu gehöre, nicht erst nach dem Eintreten von Fehlern zu reagieren, sondern die sogenannten „unerwünschten Ereignisse“ von Anfang an zu vermeiden – am besten durch eine fundierte Ausbildung.

Weitere Informationen:

Wege zur Patientensicherheit: Lernzielkatalog für Kompetenzen in der Patientensicherheit. Eine Empfehlung des Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. erstellt von der Arbeitsgruppe Bildung und Training.


Quelle: Pressemeldung Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS)