Deutsche Forscher haben errechnet, wie hoch das Typ-2-Diabetes-Risiko für schlanke Menschen mit familiärer Vorbelastung ist.

Wenn nahe Verwandte an Typ-2-Diabetes leiden, erhöht sich das Risiko für Prädiabetes um 26 Prozent, wie von einer Gruppe von Wissenschaftlern vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung festgestellt wurde. Einen besonders deutlichen Zusammenhang konnten die Forscher bei schlanken Personen messen. Prof. Dr. Andreas Fritsche und seine DZD-Kollegen veröffentlichten die Ergebnisse der mehr als 8 000 Teilnehmer umfassenden Studie jetzt in der Fachzeitschrift Diabetologia.

Nach 1 Jahr: Diabetes-Vorstufe wird zu Diabetes

Prädiabetes ist als Vorstufe des Diabetes ein Zustand, bei dem es im Blutzuckerstoffwechsel zu Abweichungen kommt, aber noch keine voll entwickelte Erkrankung vorliegt. Bei bis zu 20 Prozent der Betroffenen entwickelt sich aber innerhalb eines Jahres der Prädiabetes zu einem manifesten Diabetes. Während bekannt ist, dass ein Vorkommen von Typ-2-Diabetes in der Familie das Risiko für einen voll ausgebildeten Diabetes erhöht, hat die Forschung bisher noch nicht geklärt, ob eine solche Familiengeschichte auch das Risiko für Prädiabetes erhöht.

8 100 Teilnehmer, fünf Standorte

Den Einfluss von Diabetes bei Verwandten ersten Grades auf die Entstehung eines Prädiabetes bei weiteren Familienmitgliedern untersuchte Prof. Andreas Fritsche gemeinsam mit Kollegen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung. Die Studie wurde mit etwa 8 100 diabetischen Personen durchgeführt an den Studienzentren des DZD an der Universität Tübingen, am Helmholtz Zentrum München, am Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) in Düsseldorf sowie am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) und an der Universität Dresden.

Allgemeines Risiko um 40 Prozent erhöht

Es zeigte sich, dass ein Vorkommen von Diabetes in der Familie das allgemeine Risiko für Prädiabetes um 40% erhöhte. Sobald die Untersuchung die Faktoren Alter, Geschlecht und BMI der Studienteilnehmer berücksichtigte, war das Risiko immerhin noch um 26 Prozent gesteigert.

Familiengeschichte oft überlagert durch andere Risiken

Wurde jedoch auf den Body-Mass-Index (BMI) adjustiert, stellten die Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Vererbung und Prädiabetes nur in nichtadipösen Personen (BMI<30 kg/m2) fest. Fritsche erklärt dies so: „Unsere Daten deuten darauf hin, dass ein Vorkommen von Diabetes in der Familie eher bei schlanken oder leicht übergewichtigen Personen mit dem Auftreten von Prädiabetes verbunden ist. Eine Erklärung könnte sein, dass die Wirkung der Familiengeschichte auf die Entstehung von Prädiabetes nur dann gut messbar ist, wenn sie nicht durch erhebliche andere Risikofaktoren wie Übergewicht überlagert wird.“ (...)

  • Originalpublikation: Wagner R., Thorand B., Osterhoff M.A., Müller G., Böhm A., Meisinger C., Kowall B., Rathmann W., Kronenberg F., Staiger H., Stefan N., Roden M., Schwarz P.E., Pfeiffer A.F., Häring HU., Fritsche A. Diabetologia. DOI 10.1007/s00125-013-3002-1
  • Als ZIP-Datei zum Download: www.diabetologia-journal.org/files/Wagner.zip



Quelle: Pressemitteilung des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD)