Für sein herausragendes Lebenswerk als Mediziner, aber auch für sein hohes Maß an Zwischenmenschlichkeit, Teamgeist und sozialem Engagement wurde Prof. Dr. Rüdiger Petzoldt mit dem SilverStar-Ehrenpreis geehrt.

„Ich wollte beruflich immer etwas mit Menschen zu tun haben“, erklärt Prof. Dr. Rüdiger Petzoldt seine Entscheidung, Arzt zu werden. Über mehrere Jahrzehnte engagierte sich der Diabetologe in bemerkenswerter Weise für Patienten – innerhalb und außerhalb der Klinik. Die Arzttätigkeit war für ihn mehr Berufung als Beruf: Für seine Patienten, aber auch die Pflegekräfte und Kollegen hatte Professor Petzoldt stets ein offenes Ohr.

Stets die nötige Zeit und ein offenes Ohr für die Patienten

In persönlichen Gesprächen nahm sich der ehemalige Direktor des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen für jeden die nötige Zeit, klärte Patienten umfassend über ihre Erkrankung und den Umgang mit ihr im Alltag auf und beantwortete alle auftretenden Fragen. Während seiner Tätigkeit in der Klinik baute er ein Schulungsteam auf, zu dem erstmals eine Pädagogin und eine Psychologin gehörten.

Diabetes-Journal: Über 35 Jahre lang beantwortete Petzoldt Leserfragen

Auch Diabetespatienten außerhalb der Klinik stand Professor Petzoldt mit Rat und Tat zur Seite: Über 35 Jahre lang beantwortete der Experte Leserfragen im Diabetes-Journal. Außerdem war Petzoldt in verschiedenen Gremien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) sowie im Vorstand der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS) aktiv.

Engagement über den Ruhestand hinaus

Auch seit seiner Emeritierung 2003 setzt sich der begeisterte Familienmensch für seine Mitmenschen ein. So unterstützt er beispielsweise Hauptschüler bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz und ist in der örtlichen Flüchtlingshilfe aktiv – z. B. liest er ehrenamtlich den Kindern einer Flüchtlingsklasse vor.

„Vorbild für die junge Ärztegeneration“ erhält SilverStar-Ehrenpreis

Für sein herausragendes Lebenswerk als Mediziner wurde Prof. Dr. Rüdiger Petzoldt aus Bad Oeynhausen vergangene Woche auf dem Diabetes Kongress 2017 in Hamburg mit dem mit 5.000 Euro dotierten SilverStar-Ehrenpreis geehrt.

„Prof. Petzoldt hatte eine beeindruckende Art, seinen Patienten und Mitarbeitern zu begegnen“, hob Jurymitglied PD Dr. Andrej Zeyfang (Stuttgart), hervor. Gerade auch für die junge Ärztegeneration sei sein von Zwischenmenschlichkeit und Teamgeist geprägtes Handeln ein Vorbild.

SilverStar-Förderpreis zeichnet Projekte für ältere Diabetespatienten aus

Der SilverStar ist ein Förderpreis, mit dem die Berlin-Chemie AG Projekte oder Initiativen fördert, die zu einer besseren Versorgung älterer Menschen mit Diabetes beitragen. Neben dem Ehrenpreis für Prof. Petzoldt wurden Dr. Bernhard Brunner und sein Team vom Fraunhofer-Institut für Silicatforschung (Würzburg) für die Entwicklung eines innovativen Druckmessstrumpfs sowie Prof. Dr. Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie und Direktor des Westdeutschen Diabetes- und Gesundheitszentrums (Düsseldorf) für sein Versorgungskonzept für Diabetespatienten ausgezeichnet.

Weitere Informationen zum SilverStar-Förderpreis finden Sie unter www.silverstar-preis.de.

Von links: Torsten Flöttmann (Jurymitglied, Berlin-Chemie AG), Günter Nuber (Chefredakteur des Diabetes-Journals), Prof. Dr. med. Rüdiger Petzoldt und PD Dr. med. Dr. Univ. Rom Andrej Zeyfang (Jurymitglied, Stuttgart).

Interview mit Prof. Dr. Rüdiger Petzoldt


Warum haben Sie sich damals dazu entschieden, Arzt zu werden?
Schon zu meiner Schulzeit war mir klar, dass ich beruflich etwas mit Menschen zu tun haben wollte. Da ich gerade die Schule verlassen hatte, wollte ich nicht Lehrer werden. So bin ich dann eher zufällig zur Medizin gekommen, obwohl ich damals gar nicht wusste, was mich als Arzt erwarten würde. Ich kannte auch keinen Arzt persönlich, den ich hätte fragen können. Als ich für zwei Jahre Medizinalassistent war – heute ist das das Praktische Jahr – habe ich ganz verschiedene Fachbereiche kennengelernt.

Wie kamen Sie dann zur Diabetologie?
Schon als Student war ich in der Diabetiker-Ambulanz tätig – denn an der Universität Frankfurt habe ich meine Doktorarbeit in der Diabetologie geschrieben. Meinem Doktorvater Prof. Dr. Schöffling habe ich es letztlich zu verdanken, dass ich dann auch in der Diabetologie geblieben bin. Nach der Promotion und Habilitation in Frankfurt wurde ich 1980 nach Bad Oeynhausen an die Diabetesklinik berufen. Neben der praktischen Tätigkeit in Bad Oeynhausen war ich für meine Lehrtätigkeit zunächst an der Universität Frankfurt und später an der Ruhr-Universität Bochum tätig.

Was haben Sie an Ihrer täglichen Arbeit besonders geschätzt?
Mir lag das persönliche Gespräch mit dem Patienten sehr am Herzen, es ging mir nicht alleine um seine Erkrankung. Der gesamte Mensch stand für mich immer im Fokus. Ich habe die Erfahrung machen können, dass man das, was man seinen Patienten gibt, auch von ihnen zurückbekommt. Das hat mir in meiner Arbeit immer sehr viel gegeben. Auch außerhalb der Klinik hatte ich Kontakt zu Patienten: Ab 1975 habe ich für das Diabetes Journal geschrieben. Dort habe ich längere Zeit in der Rubrik „Sprechstunde“ Fragen von Diabetespatienten rund um ihre Erkrankung und ihren Alltag beantwortet. Jährlich kamen rund vier- bis fünfhundert Fragen zusammen. Mehrere ausgewählte Fragen wurden dann monatlich im Diabetes Journal veröffentlicht. Von der Zeitschrift aus gab es auch sogenannte Diabetes-Touren, bei denen ich mitgereist bin. Auch dort konnten Besucher ihre Fragen stellen, auch zu ganz persönlichen Themen.

Engagieren Sie sich heute noch – 14 Jahre nach Ihrem Ruhestand – für Menschen?
Ich bin ab und zu noch gerne im Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen, wo ich die Mitarbeiter zum Teil noch kenne. Dort bin ich als Patientenvertreter in der Ethik-Kommission der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum tätig. Wir treffen uns regelmäßig und beurteilen Forschungsvorhaben. Manchmal besuche ich noch Diabetes-Kongresse, aktiv eingebunden bin ich aber nicht mehr. Privat engagiere ich mich im regionalen Rotary Club. Dort haben wir vor einiger Zeit Jugendlichen einer Hauptschule dabei geholfen, Ausbildungsplätze zu finden.

Was würden Sie Ärztinnen und Ärzten mit auf den Weg geben?
Jungen Ärzten möchte ich raten, sich nicht als Einzelkämpfer zu behaupten. Was zählt, ist die Arbeit im Team. Da kommt mehr bei herum: mehr Kenntnis, mehr Können und mehr Aktivität. Für mich waren die Prioritäten immer klar: der Mensch steht vor der Krankheit.


Quelle: SilverStar-Förderpreis | Redaktion diabetes-online.de