In Europa haben die meisten Menschen unter 80 Jahren mit koronarer Herzkrankheit (KHK) trotz lipidsenkender Therapie erhöhte LDL-Werte von über 70 mg/dl (1,8 mmol/l) und mehr als jeder vierte weist einen Diabetes mellitus auf.¹ Dies zeigen die Ergebnisse der Studie EUROASPIRE IV. Die meist verschriebenen lipidsenkenden Medikamente sind Statine, doch zeigen die Ergebnisse, dass nur sehr wenige Patienten mit ihnen leitliniengerechte Zielwerte erreichen. Als Ergänzung wird die Kombination Statin plus Ezetimib empfohlen.²

EUROASPIRE IV

Die europaweite Studie EUROASPIRE IV* untersuchte in 78 Zentren in 24 europäischen Staaten die Krankenhausdaten von über 16.000 Patienten und wertete Interviews von fast 8.000 Patienten aus.¹ Alle Patienten hatten eine diagnostizierte KHK, waren unter 80 Jahre alt (Durchschnittsalter 62,5 (9,6); p = 0,26) und hatten bereits einen koronaren Bypass, eine perkutane Koronarintervention (PCI) oder ein akutes Koronarsyndrom (ACS). Mithilfe der Krankenhausdaten wurden diese Patienten identifiziert, und dann nach mindestens sechs Monaten nachuntersucht und interviewt.

Zu hohe LDL-Werte

Aufgrund der Einschlusskriterien hatten die erfassten Hypercholesterinämie-Patienten ein sehr hohes kardiovaskuläres Risiko. Gerade für diese Patienten ist es besonders wichtig, den leitliniengerechten LDL-Zielwert von unter 70 mg/dl (1,8 mmol/l) zu erreichen, damit die Progression von Plaques aufgehalten werden kann.³ Doch fast alle ermittelten LDL-Werte lagen darüber. Zum Zeitpunkt des Interviews wiesen ca. 80 % der Patienten einen erhöhten LDL-Spiegel auf.¹ Zudem hatte jeder Vierte (26,8 %) Diabetes, was einen weiteren, entscheidenden Risikofaktor darstellt.⁴

Grenzen der Statin-Therapie

Die Vorgängerstudien EUROASPIRE I bis EUROASPIRE III haben gezeigt, dass seit dem Jahr 1995 der größte proportionale Anstieg in der Verschreibung von lipidsenkenden Medikamenten stattgefunden hat.¹ So erhielten fast alle Patienten (86,6 %) in der EUROASPIRE IV lipidsenkende Medikamente. Mit 85,7 % waren dies größtenteils Statine. Doch zeigen die Ergebnisse auch, dass diese Therapie meist nicht ausreicht, um die Patienten auf Zielwert einzustellen.¹ So führt eine Verdoppelung der Statindosis im Schnitt nur zu einer zusätzlichen LDL-Senkung von 6 %⁵ und ist mit einer überproportionalen Zunahme des Nebenwirkungsrisikos assoziiert.⁶

Alternative: Kombinationstherapie Statin plus Ezetimib

Als Alternative für viele Patienten bietet sich die Kombination eines Statins mit dem Cholesterinresorptionshemmer Ezetimib an. Der Cholesterinspiegel wird durch das Prinzip der dualen Hemmung gleich von zwei Seiten gesenkt: Das Statin bremst die hepatische Cholesterin-Synthese, während Ezetimib die intestinale Cholesterin-Resorption vermindert.⁷

In Studien konnte bereits belegt werden, dass durch die Zugabe von Ezetimib zu einer Statintherapie eine zusätzliche Senkung des LDL-Cholesterins erzielt werden kann.⁸ ⁹ Selbst in relativ niedrigen LDL-Bereichen (Ausgangswerte von im Durchschnitt 93,8 mg/dl (2,4 mmol/l)) konnte durch die Kombination aus Simvastatin und Ezetimib in der IMPROVE-IT**-Studie bei kardiovaskulären Hochrisikopatienten eine stärkere LDL-Senkung erzielt werden als durch Simvastatin allein.¹⁰ Außerdem zeigte die tiefere Senkung auch eine signifikante Wirkung auf die kardiovaskuläre Ereignisrate. So verringerte sich durch die zusätzliche Reduktion der LDL-Werte von etwa 70 mg/dl (1,8 mmol/l) auf 54 mg/dl (1,4 mmol/l) das relative Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse (CV-Tod, Myokardinfarkt, Schlaganfall, dringende Koronarrevaskularisation, instabile Angina pectoris)um 6,4 % unter der Kombinationstherapie gegenüber der Statin-Monotherapie (p = 0,016). Unter den 18.000 untersuchten Hypercholesterinämie-Patienten waren 27 % Patienten mit Diabetes.¹⁰

Zulassung von Kombinationspräparaten

Diese positiven Ergebnisse der IMPROVE-IT-Studie haben nun Eingang in die Zulassung der beiden Kombinationspräparate von Berlin-Chemie gefunden: Tioblis (Atorvastatin plus Ezetimib)¹¹ und Goltor (Simvastatin plus Ezetimib)¹² sind jetzt auch angezeigt zur Risikoreduktion kardiovaskulärer Ereignisse bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) und akutem Koronarsyndrom in der Vorgeschichte, unabhängig von einer Vorbehandlung mit einem Statin.

Beide Präparate sind zudem begleitend zu einer Diät indiziert bei Patienten mit primärer (heterozygoter familiärer und nicht familiärer) Hypercholesterinämie oder gemischter Hyperlipidämie, bei denen eine Therapie mit einem Statin alleine nicht ausreicht, oder die bereits mit einem Statin und Ezetimib behandelt werden¹¹ ¹². Außerdem können Tioblis und Goltor bei Patienten mit homozygoter familiärer Hypercholesterinämie begleitend zu einer Diät zur Senkung von LDL- und Gesamtcholesterin eingesetzt werden.¹¹ ¹² Goltor ist zusätzlich für Jugendliche ab 10 Jahren zugelassen. ¹² Die Behandlung ist hier durch einen Spezialisten einzuleiten.

*A European Society of Cardiology survey on the lifestyle, risk factor and therapeutic management of coronary patients from 24 European countries

**Improved Reduction of Outcomes: Vytorin Efficacy International Trial


Literatur
1 Kotseva K et al. Eur J Prev Cardiol. 2015 Feb 16. pii: 2047487315569401
2 DGK Pocket Leitlinie „Diagnostik und Therapie der Dyslipidämien”; http://leitlinien.dgk.org/files/2012_Pocket-Leitlinien_Dyslipidaemie.pdf
3 Tsujita K et al. J Am Coll Cardiol 66; 2015;495–507
4 Schramm TK et al. Circulation 117, 2008, 1945-1954
5 Knopp RH. N Engl J Med. 1999 Aug 12;341(7): 498–511
6 Leitersdorf E. Eur Heart J. Supplements (2001) 3 (Supplement E), E17–E23
7 Shepherd J. European Heart Journal Supplements (2001) 3 (Supplement E), E2–E5
8 Leiter LA, et al. Am J Cardiol 2008; 102: 1495–1501
9 Conard SE et al. Am J Cardiol 2008; 102: 1489-1494
10 Cannon CP et al. New Engl J Med 2015; 372: 2387–2397
11 Aktuelle Fachinformation Tioblis®, Stand April 2016
12 Aktuelle Fachinformation Goltor®, Stand Februar 2016

Quelle: Pressemitteilung der Berlin-Chemie AG