Nervenschäden sind bei Menschen mit Diabetes keine Seltenheit. Dennoch wissen viele nichts von dieser Folgeerkrankung.

Das bestätigt eine neue Studie, die Anfang Dezember von Wissenschaftlern um Prof Dr. Dan Ziegler vom Deutschen Diabetes Zentrum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf in der aktuellen Ausgabe des „Journal of Diabetes and Its Complications“ veröffentlicht wurde: Bei über 50 % der Studien-Teilnehmer mit bekanntem Typ-2-Diabetes wurden Anzeichen für eine Neuropathie festgestellt. 62 % von ihnen hatten vor der Untersuchung angegeben, dass bei ihnen keine entsprechende Diagnose gestellt wurde. Bei Untersuchten mit Typ-1-Diabetes lag der Anteil neu entdeckter Neuropathie-Verdachtsfälle bei 36 %.

Auch ohne Diabetes mit Neuropathie-Verdacht

Die Daten der PROTECT-Studie¹ wurden im Rahmen einer bundesweiten Informations- und Aktionstour der Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ erhoben. Weitere Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich sogar bei mehr als der Hälfte der Untersuchten ohne bekannten Diabetes ein Neuropathie-Verdacht ergab. Die Autoren vermuten hierfür als mögliche Ursache einen hohen Anteil bisher unerkannter (Prä-)Diabetes-Fälle, bei denen sich bereits eine Neuropathie als Folgeerkrankung entwickelt hat.

In einer Teilgruppe wurde zusätzlich der Langzeitblutzuckerwert (HbA1c-Wert) erfasst und ausgewertet. Diese Daten zeigen, dass über 30 % der Untersuchten ohne vorher bekannten Diabetes einen auffälligen HbA1c-Wert ≥ 5,7 % hatten, den die Deutsche Diabetes Gesellschaft als Diabetes-Vorstadium (Prädiabetes) oder Diabetes (HbA1c-Wert ≥ 6,5 %) einstuft.²

Hoher Blutzucker schädigt Nerven und Gefäße

Eine diabetische Neuropathie kann sich bei Menschen mit Diabetes auf Grund dauerhaft erhöhter Blutzuckerwerte entwickeln. Abbauprodukte des Zuckers können die Nerven und Blutgefäße bei Betroffenen schädigen. Die längsten Nerven in unserem Körper, die bis in die Füße führen, sind am empfindlichsten. Daher treten erste Symptome einer diabetischen Neuropathie meist dort zuerst auf. Sie können sich durch vielfältige Empfindungsstörungen wie Kribbeln, Brennen, Taubheit, Schmerzen oder eine nachlassende Sensibilität äußern. Patienten spüren mitunter Verletzungen an den Füßen nicht mehr, die dann lange unerkannt bleiben und sich rasch zu chronischen Wunden entwickeln können.

40.000 Amputationen im Jahr

„Die diabetische Neuropathie ist ein erheblicher Risikofaktor für das Entstehen eines diabetischen Fußsyndroms. Jährlich sind darauf in Deutschland mehr als 40.000 Amputationen zurückzuführen. Die alarmierenden Ergebnisse der PROTECT-Studie verdeutlichen, wie wichtig die Aufklärung über die diabetische Neuropathie und die regelmäßige Untersuchung der Füße sind,“ erklärt Prof. Dr. Dan Ziegler, stellvertretender Direktor am Institut für Klinische Diabetologie des Deutschen Diabetes Zentrums der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirates des Aufklärungsinitiative.

Die PROTECT-Studie basiert auf Daten der Nationalen Aufklärungsinitiative „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“, die von WÖRWAG Pharma in Zusammenarbeit mit der Deutschen Diabetes Stiftung (DDS) und einem wissenschaftlichen Beirat getragen wird. Es ist vorgesehen, künftig weitere Daten, die im Rahmen der Aktionstour erhoben wurden bzw. noch erhoben werden, auszuwerten.


Literatur:
1 Ziegler, D., Strom, A., Lobmann, R., Reiners, K., Rett, K. & Schnell, O., High prevalence of diagnosed and undiagnosed polyneuropathy in subjects with and without diabetes participating in a nationwide educational initiative, Journal of Diabetes and Its Complications (2015), Volume 29, Issue 8, S. 998-1002
2 Kerner W, Brückel J. Definition, Klassifikation und Diagnostik des Diabetes mellitus. Diabetologie 2012; 7: S84-S87. Online abrufbar.

Quelle: Pressemeldung „Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?“ | WÖRWAG Pharma | Deutsche Diabetes-Stiftung (DDS)