Die britische Ärztegesellschaft British Medical Association (BMA) fordert staatliche Maßnahmen im Kampf gegen Übergewicht und damit einhergehende Krankheiten. Um Kinder und Jugendliche vor ungesunder Ernährungsweise zu schützen, plädiert die BMA in ihrem aktuellen Gesundheitsbericht unter anderem für eine zwanzigprozentige Steuer auf stark zuckerhaltige Getränke. Gleichzeitig sollten gesunde Produkte wie Obst und Gemüse vergünstigt werden.

Zudem sei ein Verbot von Lebensmittelwerbung notwendig, die sich an Kinder richtet. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die sich seit Längerem für diese Maßnahmen einsetzt, begrüßt die Forderungen der Ärzteorganisation BMA nachdrücklich. „Wir sehen darin eine weitere gewichtige Stimme derer, die sich für eine längst überfällige Verhältnisprävention stark machen“, erklärt Dr. Dietrich Garlichs, Geschäftsführer der DDG.

70.000 vorzeitige Todesfälle durch ungesunde Ernährung

Ungesunde Ernährung verursacht in Großbritannien jährlich 70.000 vorzeitige Todesfälle und belastet das Gesundheitssystem jedes Jahr mit Kosten von sechs Milliarden Pfund, heißt es in dem kürzlich veröffentlichten BMA-Bericht. Die Kosten für die Folgen von Übergewicht übersteigen damit im Vereinigten Königreich die Ausgaben für die Bekämpfung von Alkoholmissbrauch, Rauchen oder körperlicher Inaktivität.

Plus zwanzig Prozent des Verkaufspreises

Das Übergewicht betreffe insbesondere Kinder und Jugendliche, wie Professor Sheila the Baroness Hollins im Vorwort zum BMA-Bericht unterstreicht. Um gegenzusteuern, empfehlen die Autoren ein Bündel an Maßnahmen. Besonders wirkungsvoll sei eine Steuer auf stark zuckerhaltige Getränke, die mindestens zwanzig Prozent des Verkaufspreises betragen sollte.

„Wir schätzen, dass eine solche Steuer in Großbritannien 180.000 Menschen vor Übergewicht bewahren würde”, schreibt Hollins. „Die Erfahrungen anderer Ländern mit Steuern auf ungesunde Lebensmittel und Getränke belegen positive gesundheitliche Effekte.“

Verbot von Lebensmittelwerbung

Darüber hinaus raten die Autoren zu einem Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder und Jugendliche richtet. Eine transparente und verständliche Lebensmittelkennzeichnung sei ebenfalls erforderlich – entweder über eine Ampel-System oder eindeutige Beschreibungen wie „niedrig”, „mittel” und „hoch”.

Stufenweise Umsetzung bis 2017

Zur Umsetzung der Maßnahmen sprechen sich die Autoren für ein stufenweises Vorgehen aus: Bis 2017 – so die Empfehlung – solle systematisch der Salzgehalt in Produkten reduziert, bis 2020 schließlich landesweit Ziele zur Reduktion von Kalorien, Fett und Zucker erreicht werden.

Reduktion von Fett und Salz

„Wir setzen uns seit Längerem für genau diese Maßnahmen ein und begrüßen die Vorschläge der BMA daher uneingeschränkt“, betont Dr. Dietrich Garlichs. „In der internationalen Diskussion ist es unstrittig, dass eine Reduzierung des zu hohen Konsums von Zucker, aber auch von Fett und Salz dringend erforderlich ist, um den Tsunami chronischer Erkrankungen zu stoppen“, erklärt Garlichs weiter, der zugleich Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) ist.

Dieser Zusammenschluss von 17 medizinischen Fachgesellschaften und Forschungseinrichtungen hatte entsprechende Forderungen in einem Strategiepapier vor kurzem ebenfalls gefordert. Nach Ansicht der DANK-Experten spielt zudem frühe Prävention in Kindergarten und Schule eine zentrale Rolle. „Wichtig wären jeden Tag eine Stunde Sport, verbindliche Qualitätsstandards beim Schulessen und kostenlose Wasserspender, um den Konsum zuckerhaltiger Softdrinks zu verringern“, so Garlichs.

Weniger rauchende Jugendliche

Wie erfolgreich Preissignale sein können, haben die Erfahrungen mit den Tabaksteuererhöhungen in Deutschland gezeigt. Durch sie konnte der Anteil der rauchenden Jugendlichen in den vergangenen zehn Jahren halbiert werden. Alkopops verschwanden nach der Einführung einer entsprechenden Steuer praktisch vom Markt.

Pressemitteilung der BMA mit Verweis auf den Report

Strategiepapier der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) zur Primärprävention


Quelle: Pressmeldung Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)