Wissenschaftler des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE) haben den von ihnen entwickelten Diabetes-Risiko-Test* nun anhand neuer Studiendaten optimiert, die sie kürzlich in der Fachzeitschrift Diabetes Research and Clinical Practice (Mühlenbruch et al., 2014) gemeinsam mit Kollegen des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) publizierten. Die neuen Fragebogenversionen für Privatpersonen und Hausärzte sind ab sofort kostenfrei abrufbar und berücksichtigen nun auch die familiäre Vorbelastung. Derzeit überarbeiten die Forscher die Online-Version des Tests.
Einfluss der familiären Vorbelastung
Der erstmals 2007 auf Datenbasis der Potsdamer EPIC**-Studie erstellte Diabetes-Test erlaubt es Erwachsenen, das persönliche Typ-2-Diabetes***-Risiko einfach und sehr präzise zu bestimmen. Neu ist, dass sich nun mit Hilfe des Fragebogens der Einfluss der familiären Vorbelastung ermitteln und im Vergleich zu anderen Risikofaktoren, wie zum Beispiel dem Alter, quantifizieren lässt. „So hätte ein Fünfzigjähriger, dessen Vater oder Mutter an Typ-2-Diabetes erkrankt ist, ein Risiko wie ein Sechzigjähriger ohne Vorbelastung“, erklärt Hans-Georg Joost, wissenschaftlicher Direktor des DIfE.
Prävention durch eine Ernährungs- und Lebensstilumstellung
Bei Vorliegen einer familiären Belastung sei also eine besonders intensive Prävention durch eine Ernährungs- und Lebensstilumstellung angezeigt, sagt der Mediziner und Pharmakologe weiter. „Nutzer des Tests können dabei anhand der vergebenen Punktzahl abschätzen, inwieweit sie ihr persönliches Risiko selbst günstig beeinflussen können, indem sie zum Beispiel ihren Taillenumfang reduzieren oder ihren Vollkornbrotverzehr erhöhen“, ergänzt Kristin Mühlenbruch, Erstautorin der oben zitierten Studie.
Gezielte Prävention verhindert oder verzögert Folgeschäden
„Das Gute an Typ-2-Diabetes ist, dass sich durch rechtzeitig angewandte, gezielte präventive oder therapeutische Maßnahmen die Erkrankung und damit auch schwere Folgeschäden verhindern oder zumindest hinauszögern lassen“, sagt Matthias Schulze, Leiter der Abteilung Molekulare Epidemiologie am DIfE. Zu den Folgeerkrankungen zählen u. a. Schädigungen der Augen und Nieren, ein Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Die Wissenschaftler des DIfE würden es daher begrüßen, wenn Allgemeinmediziner den Patientenfragebogen zusammen mit einer einfachen Blutzuckeruntersuchung im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung nutzten, um das Risikoprofil einer Person ab dem 35. Lebensjahr zu bestimmen. Präventionsmaßnahmen ließen sich so sinnvoll auf die Gruppe der Hochrisikopersonen begrenzen. Darüber hinaus sei der Test für eine anschließende, quantitative Erfolgskontrolle nutzbar.
Objektives Gesamtergebnis
Derzeit beinhaltet der kostenlose Gesundheits-Check-up für gesetzlich versicherte Frauen und Männer ab 35 Jahren neben einer Untersuchung zum Ganzkörperstatus auch Laboruntersuchungen inklusive einer Überprüfung des Blutzuckers. Ein zusätzliches Einbeziehen des von DIfE-Wissenschaftlern entwickelten Tests könne also hinsichtlich des Diabetes-Risikos ohne größeren Aufwand ein objektives Gesamtergebnis liefern und damit die ärztliche Entscheidung unterstützen, so Joost.
Literatur:
K. Mühlenbruch et al. 2014: Update of the German Diabetes Risk Score and External Validation in the German MONICA/KORA study; http://dx.doi.org/10.1016/j.diabres.2014.03.013
K. Mühlenbruch et al. 2014: Vorhersage des Risikos für Typ-2-Diabetes in der deutschen Bevölkerung mit dem aktualisierten DRT (DIfE - DEUTSCHER DIABETES-RISIKO-TEST®). Ernährungsumschau; in press.
Nach einer Pressemeldung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE)