Eine langfristige Feinstaubbelastung ist mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkte assoziiert. Überdies lässt sich der Zusammenhang bereits bei einer Feinstaubexposition unterhalb der aktuell festgeschriebenen Grenzwerte beobachten. Zu diesen Ergebnissen kommt ein europäisches Forschungsteam unter Leitung von Wissenschaftlern des Helmholtz Zentrums München in einer Bevölkerungsstudie, die in der Fachzeitschrift ‚The British Medical Journal‘ veröffentlicht wurde.

Luftverschmutzung erhöht Herzinfarkt-Risiko

Die ESCAPE-Studie* untersucht Effekte auf die Gesundheit durch Feinstaub. In elf teilnehmenden Bevölkerungsgruppen aus Finnland, Schweden, Dänemark, Italien und Deutschland wurde nun der Zusammenhang von Feinstaubbelastung und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ermittelt, mit dem Ergebnis, dass hohe Luftverschmutzungen am Wohnort das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen können.

Beobachtung über 11,5 Jahre

Die Wissenschaftler, darunter das Team um Prof. Dr. Annette Peters und Dr. Kathrin Wolf vom Institut für Epidemiologie II (EPI II) am Helmholtz Zentrum München, werteten die Daten von über 100.000 Teilnehmern aus. Bei Studieneinschluss waren alle Studienteilnehmer herzgesund. In einem Beobachtungszeitraum von im Mittel 11,5 Jahren wurden Daten zu Ereignissen einer Herz-Kreislauf-Erkrankung gesammelt und mit Konzentrationen von unter dem Begriff Feinstaub zusammengefassten Luftpartikeln mit einem Durchmesser kleiner als 10 Mikrometer ( PM10) bzw. lungengängigen Partikeln kleiner als 2.5 Mikrometer (PM2.5) und Stickstoffoxiden (NOx) am Wohnort verglichen.

Risiko auch bei geringer Belsatung

Insgesamt erlitten 5.157 Personen während der Studienphase einen Herzinfarkt oder instabile Angina pectoris (Brustenge), beides Erkrankungsbilder, die durch eine Verkalkung der Herzkranzgefäße hervorgerufen werden. Ein Anstieg der jährlichen Konzentration von PM2.5 um 5 µg/m³ bzw. von PM10 um 10 µg/m³ in der Luft führte zu einem um 13 bzw. 12 Prozent erhöhten Herzinfarkt-Risiko. Ein Risiko durch erhöhte Feinstaubbelastung trat auch bereits dann auf, wenn die Partikelkonzentrationen unterhalb der EU-weiten Grenzwerte von 25 µg/m³ für PM2.5 und 40 µg/m³ für PM10 lagen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Feinstaubbelastungen ein deutliches Gesundheitsrisiko darstellen – und zwar ein größeres als bisher angenommen“, erklärt Letztautorin der Studie Peters. „Besonders alarmierend sind die Gesundheitsschädigungen bereits unterhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte. Die Studie unterstützt daher die Forderungen, diese Grenzwerte abzusenken.“

Umweltfaktoren und Lebensstil auch bei Diabetes entscheidend

Umweltfaktoren und Lebensstil tragen wesentlich zu der Entstehung weit verbreiteter Erkrankungen in Deutschland, wie Herz-Kreislauferkrankungen und Diabetes mellitus, bei. Ziel des Helmholtz Zentrums München ist es, neue Ansätze für Diagnose, Therapie und Prävention der großen Volkskrankheiten zu entwickeln.

Videobeitrag: Prof. Annette Peters spricht über gesundheitliche Risiken der Feinstaubbelastung

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Nach einer Pressemeldung des Helmholtz Zentrum München