Ein Kombinationssignal, welches gleichzeig die Rezeptoren für Glukagon und das Glukagon-ähnliche Peptid 1 (GLP-1) aktiviert, verringert das Körpergewicht und verbessert den Zuckerstoffwechsel durch eine erhöhte Empfindlichkeit für das Fettzellenhormon Leptin. Diese Therapie funktioniert erstmalig sogar trotz andauernder fett- und zuckerreicher Ernährung. Dies berichten Wissenschaftler des Helmholtz Zentrums München in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals 'Diabetes'.

Wirkung eines neuen Biomolekül

Wie die Wissenschaftler um Dr. Timo Müller vom Institut für Diabetes und Adipositas (IDO) am Helmholtz Zentrum München in Kooperation mit Kollegen von der Indiana University, USA und der Firma Ambrx (San Diego, USA) zeigen konnten, kommt es bei fettleibigen Mäusen, die mit einem neuen Biomolekül behandelt wurden, welches gleichzeitig die Rezeptoren für Glukagon sowie für das Glukagon-ähnliche Peptid 1 (GLP-1) aktiviert, zu einer verbesserten Wirkung des Schlankheitshormons Leptin. Glukagon und GLP-1 sind Botenstoffe des Magen-Darm-Traktes, die den Stoffwechsel steuern.

Leptin: Schlüsselfunktion bei der Regulation des Energiehaushalts

Leptin wird im Fettgewebe gebildet und besitzt eine Schlüsselfunktion bei der Regulation des Energiehaushalts. Es wird proportional zum Fettgewebe in den Blutkreislauf ausgeschüttet und vermittelt dem Gehirn so Informationen über die Masse an gespeicherten Fettreserven. Das Gehirn reagiert auf steigende Leptinkonzentrationen, indem es die Nahrungsaufnahme hemmt sowie den Energieverbrauch erhöht. In der Folge sinkt das Körpergewicht. Bei fettleibigen Menschen kommt es jedoch zu einer Resistenz gegenüber Leptin, ausgelöst durch permanent stark erhöhte Leptinkonzentrationen. Daher ist eine auf Leptin basierende Therapie der Fettleibigkeit bislang nicht möglich.

Leptinempfindlichkeit trotz fettreicher Nahrung

Bisher konnte eine verbesserte Leptinsensitivität nur erreicht werden, wenn neben einer medikamentösen Behandlung auch fettarme Nahrung verabreicht wurde. Eine erhöhte Leptinempfindlichkeit trotz fettreicher Ernährung wäre ein entscheidender Schritt, um neue Medikamente gegen Fettsucht (Adipositas) zu entwickeln, ohne dabei die Lebensqualität durch veränderte Essgewohnheiten zu beeinflussen.

Ergebnisse übertragbar auf Menschen?

Dies ist dem Münchner Wissenschaftlerteam nun gelungen. Trotz der fettreichen Nahrung konnte der Glukagon/GLP-1 Co-Agonist über eine erhöhte Leptinsensitivität einen nachhaltigen Gewichtsverlust im Tiermodell sowie eine Verbesserung des Zuckerstoffwechsels erwirken. "Wichtig ist es jetzt herauszufinden, ob sich diese Erkenntnisse auf den Menschen übertragen lassen", sagt Dr. Timo Müller, Leiter des internationalen Teams.

"Erweist sich dieser Ansatz als ein spezifischer und sicherer Weg, das Körpergewicht zu senken, wäre dies ein wichtiger Schritt auch auf dem Weg zur personalisierten Prävention und Therapie von Adipositas und seinen Folgeerkrankungen, wie Typ 2 Diabetes", so Dr. Christoffer Clemmensen, Erstautor der Studie.


Nach einer Pressemeldung des Helmholtz Zentrum München (HZM) / Instituts für Diabetes und Adipositas (IDO)