Das vom BVND initiierte neue Fortbildungsangebot zur Diabetologischen Fachassistentin (DFA) habe für Desorientierung gesorgt, findet der Verband der Diabetes Beratungs Schulungsberufe e.V. (VDBD). Der Verband plädiert daher dafür, eine gemeinsame Strategie aller Beteiligten um passgenaue Weiterbildungprofile und Fortbildungsangebote aufzusetzen.

In der Versorgung von Menschen mit Diabetes sind Zuständigkeiten und Spezifika der Versorgung klar geregelt. Es kommt aber immer wieder zu neuen Angeboten, die für Desorientierung sorgen.

Fortbildung zur Diabetologischen Fachassistentin

Seit letztem Jahr gibt es die sogenannte "Diabetologische Fachassistentin" (DFA) als "Qualitätsoffensive" des Bundesverbandes Niedergelassener Diabetologen e.V. (BVND). Laut BVND soll die medizinische Fachangestellte dazu befähigt werden, den Arzt in Diagnostik und Therapie wichtiger diabetologischer Krankheitsbilder zu unterstützen sowie bei wesentlichen praxisorganisatorischen Aufgaben zu entlasten.

In 120 Stunden an 11 Tagen vermittelt die Fortbildung zur DFA in 5 Modulen Inhalte über Hyper- und Hypoglykämie, Prädiabetes und metabolisches Syndrom, Therapieform Insulin, inkl. Pumpe, orale Antidiabetika, Gestationsdiabetes, Notfallmanagement u.v.m. Diese Kenntnisse werden allerdings auch in der Weiterbildung "Diabetesassistentin DDG" vermittelt, darüber hinaus noch viele weitere Inhalte. Die Weiterbildung zur Diabetesassistentin umfasst 160 Stunden an ca. 20 Tagen sowie 40 Stunden Hospitation.

Desorientierung der Interessenten

Die DFA des BVND, so DDG-Präsident Prof. Dr. Müller-Wieland zuletzt in der diabetszeitung (Nr. 6/Juni 2018), diene nicht dem Erlangen "von Fach- oder gar Schulungkompetenz im Bereich Diabetes". Weiter sagt der DDG-Präsident: "Dies ist weder ein Angebot noch eine Initiative der DDG und keine Alternative zu den DDG-/VDBD-Angeboten Diabetesberater/in oder Diabetesassitent/in". Daneben machte Vorstandsmitglied Kathrin Boehm in einem Artikel darauf aufmerksam, dass undifferenzierte Titelbezeichnungen zu einer "Desorientierung der Interessenten" führen.

Zukunft gemeinsam gestalten

Die wichtigste Fragestellung für Ärzte und Diabetesberaterinnen/Diabetesassistentinnen ist, welche Expertise für die Zukunft benötigt wird. Der BVND macht immer wieder auf den höheren Schulung- und Beratungsbedarf aufmerksam, den Ärzte und Diabetesberaterinnen/Diabetesassistentinnen leisten – und berechtigter Weise darauf, dass dieser nicht im EBM (Einheitlichen Bewertungsmaßstab) und beim Honorar abgebildet ist. Gemeinsam sollten die Diabetesverbände eine adäquate Vergütung dieser Leistungen der sprechenden Medizin einfordern. Auch der separate Schulungsbedarf zur Auswertung von Patienten-Datensätzen aus modernen Messsystemen ist bei der gesetzlichen Krankenversicherung einzuplanen.

Aus der von BVND und DDG auf den Weg gebrachten Strukturerhebung ist aus Sicht des VDBD neben der diabetologischen Nachwuchsförderung, über eine Neujustierung der Zuständigkeiten innerhalb der Teamstrukturen nachzudenken. Für diese gemeinsame Perspektive engagiert sich der VDBD und der DDG-Präsident hat sich bereits für eine diabetologische Fachkraft ausgesprochen, die mehrstufige Qualifikationen und Kompetenzen umfassen könne. Eine gemeinsame Strategie aller Player, um passgenaue Weiterbildungprofile und Fortbildungsangebote aufzusetzen, ist aus Sicht des VDBD anzustreben.

Gerechtere, klare Strukturen

Die Attraktivität des Berufes der Diabetesberaterinnen und Diabetesassistentinnen ist über eine stets aktuelle Weiterbildung, eine überprüfte Fortbildungspflicht, bundesweite Anerkennung sowie Weiterentwicklung des Konzeptes des Berufsstandes zu gewährleisten. Eine darin eingebundene Akademisierung ist Voraussetzung für mehr Autonomie in der Berufsausübung und für einen Direktzugang der Patienten.

Durch Parallelentwicklungen auf dem Bildungsmarkt darf auf keinen Fall der Anschein entstehen, dass die Qualität und Fachkompetenz von erfahrenen und qualifizierten Diabetesberaterinnen und Diabetesassistentinnen durch niederschwellige Angebote und zeitlich geringerem Aufwand erreicht werden könnten – und es darf auf keinen Fall das gemeinsame Ziel aller Player aus den Augen verloren werden.



Autoren: VDBD-Vorstand
Kathrin Boehm, Sabine Endrulat, Dr. Nicola Haller, Lars Hecht, Susanne Müller
Habersaathstr. 31, 10115 Berlin
Tel.: 030 847122-490, E-Mail: info@vdbd.de

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2018; 30 (10) Seite 37