Was die Beratung von Diabetespatienten mit Migrationshintergrund speziell leisten muss und wie sie gelingen kann, darüber sprechen Experten bei einer Podiumsdiskussion im Rahmen der 7. VDBD-Jahrestagung in Frankfurt am Main [ACHTUNG: verschoben auf September!].

ACHTUNG: 7. VDBD-Tagung wird verschoben!


Die Mitteilung des VDBD-Vorstands im Wortlaut:

Vor dem Hintergrund der aktuellen Ausbreitung des neuartigen Corona-Virus bedauern wir mitteilen zu müssen, dass die diesjährige VDBD-Tagung sowie die Seminare am Vortag nicht wie geplant am 27. und 28. März 2020 in Frankfurt stattfinden werden.

Die Veranstaltung wird auf den 19. September 2020 verschoben. Am 18. September 2020 werden die Fortbildungsseminare angeboten. Veranstaltungsort bleibt Frankfurt a.M.

Wichtig: Die bisherigen Anmeldungen zur Tagung und zu den Seminaren behalten ihre Gültigkeit.

Die Diagnose Diabetes bedeutet in der Regel einen tiefen Einschnitt im Leben eines Betroffenen: Vor allem müssen bisherige Ernährungsgewohnheiten überdacht und neues Wissen erworben werden. Damit diese Lebensstiländerungen auch langfristig umsetzbar sind, sollten therapeutische Maßnahmen und Ernährungsempfehlungen unbedingt auf das persönliche Lebensumfeld des Patienten abgestimmt sein und dessen kulturelle Gewohnheiten berücksichtigen.

Kultursensible Beratung: eine besondere Herausforderung

Gerade die Beratung von Menschen mit Migrationshintergrund, die einen anderen Sprachhintergrund oder von der deutschen Kultur abweichende Essgewohnheiten haben, stellt für Diabetesberaterinnen und -berater eine besondere Herausforderung dar.

Was eine kultursensible Beratung leisten muss und wie sie gelingen kann - darüber werden Experten bei einer Podiumsdiskussion sprechen, die im Rahmen der 7. Jahrestagung des Verbandes der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) am 19. September 2020 in Frankfurt am Main stattfindet.

Standardisierte Empfehlungen und Vorschriften stoßen an Grenzen

Vollkornbrot, Bratwurst, Kartoffeln mit Fleisch und Soße - wer nach typisch deutschen Lebensmitteln sucht wird früher oder später auch auf diese Gerichte stoßen. Wie viele Broteinheiten sie enthalten ist daher in jeder heimischen Nährwerttabelle leicht nachzulesen. „Die entsprechenden Werte für Bulgur, Yams oder Kochbananen dagegen hat womöglich nicht jede Diabetesberaterin sofort zur Hand“, sagt die VDBD-Vorsitzende Dr. Nicola Haller.

Schon hier werde deutlich, dass die Begleitung von Patienten mit Migrationshintergrund, die im Arbeitsalltag von Diabetesberaterinnen eine immer größere Rolle spiele, nicht allein mit standardisierten Empfehlungen und Vorschriften gelingen könne.

Auch Essenszeiten können von der gewohnten Norm abweichen

Neben der Wahl der Lebensmittel können sich auch die Tagesrhythmen und die Gestaltung der Mahlzeiten stark unterscheiden, was Anpassungen im Therapieplan notwendig macht - aber auch zu Missverständnissen führen kann. „In anderen Kulturen gibt es oft keine strenge Einteilung in Frühstück, Mittag- und Abendessen“, sagt Haller.

Im arabischen Raum etwa sei es durchaus üblich, frühmorgens zum ersten Kaffee einige Datteln oder getrocknete Feigen zu essen. Das werde jedoch nicht unbedingt als Mahlzeit empfunden. Obwohl die süßen Früchte den Blutzuckerspiegel stark ansteigen lassen, kann es daher vorkommen, dass sie bei der Aufzählung der verzehrten Lebensmittel einfach weggelassen werden - denn das eigentliche Frühstück findet erst später statt.

Hürden wie diese lassen sich zum Beispiel mit Listen landestypischer Lebensmittel umgehen, die abgefragt werden können

Unvoreingenommen auf Augenhöhe kommunizieren!

Bei Sprachbarrieren empfiehlt es sich zudem, mit Bildern zu arbeiten. So lassen sich auch die Mengen visualisieren, die bei unterschiedlichen Lebensmitteln einer Broteinheit entsprechen. „Mit unterstützenden Materialien und vor allem mit Offenheit anderen Kulturen gegenüber lässt sich hier viel erreichen“, sagt Dr. Gottlobe Fabisch, die neben der Geschäftsführung des VDBD auch die der VDBD-AKADEMIE innehat.

Das Programm beinhaltet unter anderem Veranstaltungen zum Thema „Kultursensible Schulung und Migration“. Hier werden länderspezifische Kenntnisse zu Lebensart, Religion sowie Ess- und Trinkgewohnheiten vermittelt, aber auch das Krankheitsverständnis besprochen, welches kulturell sehr unterschiedlich geprägt sein kann. Darüber hinaus erhalten die Teilnehmer praktische Tipps, wie die Inhalte der Diabetesschulung auch bei geringem Sprachniveau sicher vermittelt werden können.

„Kultursensibel beraten heißt letztlich, sich auf den anderen einzulassen und unvoreingenommen auf Augenhöhe zu kommunizieren“, sagt Fabisch. So werde Wertschätzung vermittelt - und die Motivation und Therapietreue nicht nur bei migrierten Patienten deutlich gesteigert.

Weitere Themen auf der 7. VDBD-Jahrestagung

Weitere Vorträge auf der 7. Jahrestagung des VDBD werden sich unter anderem mit dem ambulanten Glukoseprofil beschäftigen, mit Therapieanpassungen bei besonderen Krankheitsbildern sowie mit der Digitalisierung in der Diabetesbehandlung und -beratung. Außerdem wird Prof. Dr. Norbert Runkel zur S3-Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“ referieren.

Interessierte können sich auf der Homepage der VDBD-AKADEMIE für die Tagung anmelden. Die Teilnahmegebühr beträgt für VDBD-Mitglieder 50 Euro und für Nicht-Mitglieder 80 Euro. Alle Informationen zur Tagung sind im Internet unter www.vdbd-akademie.de abrufbar.



Quelle: Pressemitteilung des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e. V. (VDBD)