van Heck JIP, Gacesa R, Stienstra R, Fu J, Zhernakova A, Harmsen HJM, Weersma RK, Joosten LAB, Tack CJ. Nijmegen, Holland; Diabetes Care 2022: 45: 2084 – 2094.
Ziel: Menschen mit Typ-1-Diabetes haben ein hohes Risiko, mikro- und makrovaskuläre Komplikationen zu entwickeln. Über das Darmmikrobiom bei langjährigem Typ-1-Diabetes ist wenig bekannt. Wir untersuchten Unterschiede im Darmmikrobiom von Personen mit Typ-1-Diabetes im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen und brachten das Darmmikrobiom mit diabetesbedingten Komplikationen in Zusammenhang.
Forschungsdesign und Methoden: Die Mikrobiomdaten von 238 Personen mit Typ-1-Diabetes und einer durchschnittlichen Krankheitsdauer von 28 ± 15 Jahren wurden mit denen von 2 937 alters-, geschlechts- und BMI-gematchten Personen verglichen. Es wurden klinische Merkmale und Stuhlproben gesammelt, und es wurde eine metagenomische Shotgun-Sequenzierung durchgeführt. Die mikrobielle Taxonomie wurde mit Typ-1-Diabetes-bezogenen Merkmalen und vaskulären Komplikationen in Verbindung gebracht.
Ergebnisse: Es wurde kein signifikanter Unterschied in der α-Diversität des Darmmikrobioms zwischen Personen mit Typ-1-Diabetes und gesunden Kontrollpersonen festgestellt. Allerdings waren 43 Bakterientaxa bei Typ-1-Diabetes signifikant dezimiert, während 37 Bakterientaxa signifikant angereichert waren. HbA1c und Krankheitsdauer erklärten einen signifikanten Teil der Variationen im Darmmikrobiom (R2 > 0,008, Falschentdeckungsrate [FDR] < 0,05), und der HbA1c stand in signifikantem Zusammenhang mit der Abundanz mehrerer Mikrobenarten. Darüber hinaus erklärten sowohl mikro- als auch makrovaskuläre Komplikationen einen signifikanten Teil der Variation im Darmmikrobiom (R2 > 0,0075, FDR < 0,05). Die Nephropathie war stark mit mehreren Mikrobiom-Spezies assoziiert. Makrovaskuläre Komplikationen zeigten ähnliche Assoziationen mit Nephropathie.
Schlussfolgerung: Unsere Daten zeigen, dass das Darmmikrobiom bei Menschen mit (langjährigem) Typ-1-Diabetes verändert ist und mit der glykämischen Kontrolle und diabetesbedingten Komplikationen in Zusammenhang steht. Aufgrund des Querschnittsdesigns muss die Kausalität dieser Zusammenhänge noch ermittelt werden.
Kommentar: Eine Reduktion der Biodiversität des Mikrobioms wird als immunologischer Co-Faktor in der Pathogenese des Typ-1-Diabetes diskutiert. Interessanterweise ist bei lange bestehendem Typ-1-Diabetes die normale Biodiversität wiederhergestellt. Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist aber verändert. Es wird spekuliert, dass dieses veränderte Mikrobiom einen Einfluss auf systemische Entzündungsprozesse hat und auf diesen Weg das Risiko für Diabeteskomplikationen beeinflusst wird und/oder bestimmte, von dem Mikrobiom produzierte Metaboliten für die Komplikationen ursächlich sind.
Erschienen in: Diabetes-Congress-Report, 2022; 22 (5) Seite 43-44