„Wissenschaft und klinischer Fortschritt – gemeinsam in die Zukunft“ lautet das Motto des Diabetes Kongresses 2018, den die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ausrichtet und der vom 9. bis 12. Mai in Berlin stattfindet.

„Die Wissenschaft muss ihre neuen Erkenntnisse schnell in die Praxis übertragen. Das ist wichtig für Menschen mit Diabetes", sagte Kongresspräsident Prof. Dr. Jochen Seufert bei der Vorab-Pressekonferenz in Berlin. Im Rahmen der Tagung, bei der rund 6.000 Teilnehmer erwartet werden, werden die Highlights der deutschen diabetologischen Forschung in über 250 freien Vorträgen und Postern zusammengefasst.

Digitalisierung eines der Hauptthemen

Zur wissenschaftlichen Diskussion stehen auch moderne Medikamente wie SGLT-2-Inhibitoren oder GLP-1-Analoga, die bei Menschen mit Typ-2-Diabetes nicht nur den Blutzucker senken, sondern auch das Körpergewicht und kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall reduzieren können. Zudem werden neue Ansätze zur Behandlung von Übergewicht und Adipositias vorgestellt.

Eines der Hauptthemen des Kongresses ist die Digitalisierung im Diabetesbereich. So ebnen digitale Medizinprodukte (CGM, Closed-Loop-Systeme u.a.) den Weg zu einer besseren Versorgung, betonte DDG-Präsident Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland. „Diesen Prozess wollen wir aktiv mitbegleiten.“ So sollen hier u.a. eigene Kriterien für deren Zulassung geschaffen werden.

Novum: Schülertag auf einem Fachkongress

Neu in diesem Jahr ist ein Schüler-Informationstag (#sugarwatch), den die DDG gemeinsam mit ihrer Partnerorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe veranstaltet und der unter der Schirmherrschaft des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller (SPD) steht. Dieser Tag soll Schülern der 9. Klasse näher bringen, wie man durch Spaß an Bewegung und gesunder Ernährung viel für die eigene Gesundheit tun kann, um etwa das Risiko für die Entstehung eines Typ-2-Diabetes zu senken. Die Moderation übernimmt der Typ-1-Diabetiker und Olympiasieger im Superschwergewicht, Matthias Steiner.

Saccharose fördert Hochdruck und Insulinresistenz

Neue Ergebnisse zur „Glukose-Toxizität“ stellte Prof. Dr. Andreas Peiffer aus Berlin vor. „Auch wenn die Gesamtkalorienzahl die Hauptrolle bei der Adipositasentstehung spielt, trägt Zucker aufgrund seiner Zusammensetzung gleich mehrfach dazu bei“, erklärte er. Heute weiß man, dass Saccharose – auch unabhängig vom Körpergewicht und aufgrund ihrer Zusammensetzung aus Fruktose und Glukose – bestimmte Stoffwechselstörungen wie Hochdruck und Insulinresistenz fördert. Was man alles dagegen tun kann, diskutieren die Diabetesexperten beim diesjährigen Kongress.

Breites Bündnis fordert Maßnahmen gegen Fehlernährung

Einen Tag vor der Pressekonferenz hatten die DDG, die Verbraucherorganisation foodwatch und der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in Berlin eine gemeinsame Unterschriftenaktion gestartet: In einem Offenen Brief an die Bundesregierung fordern mehr als 2000 Ärzte wirksame Maßnahmen gegen Fehlernährung.

In dem Schreiben werden u.a. eine verständliche Lebensmittelkennzeichnung durch eine Nährwert-Ampel sowie steuerliche Anreize für die Lebensmittelindustrie – etwa durch eine Sonderabgabe auf gesüßte Getränke – empfohlen, mit denen die Hersteller dann gesündere Rezepturen entwickeln sollen. Die Aktion unterstützt ein breites Bündnis aus 15 Ärzteverbänden, Fachorganisationen und Krankenkassen.

DiNA-Studienprogramm: „Low Carb“ oder „Low Fat“

Auch ein weiterer Aspekt zum Thema Ernährung wird auf der Fachtagung im Fokus stehen: „Low Carb“ oder „Low Fat“ – ist für Menschen mit Typ-2-Diabetes oder einem Prädiabetes eine Ernährungsweise mit weniger Fett oder mit weniger Kohlenhydraten von Vorteil? Darüber streiten sich bislang die Geister, direkte Vergleichsstudien gab es wenige.

Daher soll nun das DiNA-Studienprogramm neue Ergebnisse liefern. Erste Detailergebnisse daraus werden auf dem Diabetes Kongress 2018 erstmals vorgestellt.

Diabetes im Alter: Lebensqualität vor strenger Blutzuckerkontrolle

Die Teilnehmer der 53. DDG-Jahrestagung erörtern außerdem, welche Bedürfnisse Menschen mit Diabetes im Alter haben und welche Behandlungsstrategien diese erfordern. Denn eine intensive Blutzuckersenkung wie bei jüngeren Betroffenen ist bei vielen Senioren nicht mehr sinnvoll.



Autorin: Angela Monecke
Redaktion Diabetes-Forum, Kirchheim-Verlag
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