Kurz vor seinem 95. Geburtstag ist Prof. Dr. med. Hellmut Mehnert in Krailling bei München verstorben. Er setzte Trends in der Diabetologie und überzeugte Mediziner und Patienten mit Wissen, Kommunikationsgabe und Humor.

Wenn die Süddeutsche Zeitung und die FAZ über einen verstorbenen Diabetologen einen Nachruf verfassen, ist klar: Hier ist ein ganz Großer gegangen. Und natürlich war Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hellmut Mehnert eine Koryphäe der Diabetologie in Deutschland.

Der am 22. Februar 1928 in Leipzig geborene Mediziner war von 1966 bis 1993 Chefarzt der III. Medizinischen Abteilung am Krankenhaus München-Schwabing und darf getrost als Gründer des dortigen Exzellenzzentrums für Diabetes bezeichnet werden. Die von ihm 1968 mitinitiierte und sympathisch unaufgeregt benannte „Forschergruppe Diabetes“ zeugt von Mehnerts Bedeutung als Lehrer, die Namen in der von der Gruppe geschalteten Traueranzeige sind ein Who is who der deutschen Diabetologie – und die warmen Worte zeigen, dass es neben den medizinischen vor allem die menschlichen Qualitäten Mehnerts waren, die ihn herausragen lassen.

Die oft zu lesende Bezeichnung „Diabetes-Papst“ passt nicht zuletzt daher auf Mehnert, weil er auch im hohen und höchsten Alter noch fundierte und wohlformulierte Vorträge auf Kongressen und Symposien hielt, zum Beispiel zu seinem 90. Geburtstag.

Mammut-Früherfassung in München

Ein früher Grundstein von Mehnerts Ruhm war die Diabetes-Früherfassungsaktion in München 1967/68. Unglaubliche 790.000 Menschen aller Altersklassen und damit 72 Prozent der Bevölkerung der Stadt beteiligten sich und sendeten einen Harnzuckerteststreifen und einen Fragebogen zurück. Bei der Auswertung fanden die Forscher, dass 2 Prozent der Bevölkerung an einem bereits bekannten manifesten Diabetes litten und weitere 1,33 Prozent als Verdachtsfälle mit Glucosurie eingestuft werden mussten. Der wirkliche Anteil der unerkannten Diabetiker unter den Verdachtsfällen lag zwischen 54 und 82 Prozent.

Schon diese Früherfassungsaktion ergab, wie es im Abstract zu lesen ist, „einen relativ hohen Anteil an kindlichen und jugendlichen Zuckerkranken“. Mehnert engagierte sich zeit seines Lebens für die Diabetesprävention und für die Patienten, auch in Publikationen des Kirchheim-Verlags, in dem DiabetesNews erscheint. Hellmut Mehnert ist am 27. Januar im Alter von 94 Jahren gestorben.

Kondolenzspenden für Kinder
Die Familie von Hellmut Mehnert bittet zur Kondolenz statt Blumen und Kränzen um Spenden für den Projektfonds „Das zuckerkranke Kind“ in der Deutschen Diabetes Stiftung.

IBAN DE61 7002 0500 0008 8881 05, Bank für Sozialwirtschaft

Autor:
Marcus Sefrin
Chefredaktion DiabetesNews
Schmiedestraße 54
21335 Lüneburg


Erschienen in: DiabetesNews, 2023; 22 (2) Seite 8