Rotes Kreuz und Novo Nordisk kündigen eine zukunftsweisende Partnerschaft zur Versorgung chronisch kranker Menschen in humanitären Krisengebieten an.

Weltweit sterben heute mehr Menschen an chronischen nicht-übertragbaren Krankheiten als an Infektionskrankheiten.1 Dies spiegelt sich jedoch nicht in den Gesundheitsressourcen wider, insbesondere nicht in humanitären Krisengebieten. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das Dänische Rote Kreuz (Danish Red Cross, DRC) und das Pharma-Unternehmen Novo Nordisk kündigten heute eine Partnerschaft an, um der Zunahme chronischer Erkrankungen von Millionen Menschen in humanitären Krisengebieten weltweit zu begegnen.

Diese Partnerschaft hat drei Säulen:
  • Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit kostengünstigem Humaninsulin in Durchstechflaschen für Einsätze des Roten Kreuzes weltweit.
  • Unterstützung der Gesundheitsprogramme von IKRK und DRC durch Novo Nordisk. Dazu gehören insbesondere Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von nicht-übertragbaren Erkrankungen.
  • Zwei bis drei Pilotprojekte zur Versorgung von Menschen mit Bluthochdruck und Diabetes in humanitären Krisengebieten, die in den nächsten drei Jahren durchgeführt werden sollen.

Mehr als 65 Millionen Menschen sind heutzutage auf der Flucht aus Kriegsgebieten [1]. Humanitäre und medizinische Hilfseinsätze konzentrieren sich traditionell auf die Akutversorgung, wie Verletzungen und Infektionskrankheiten [2]. Dabei sind die Bedürfnisse für die Gesundheitsversorgung von Menschen in humanitären Krisengebieten, der gewaltsam Vertriebenen, und der Gemeinschaften, die sie aufnehmen, weitaus größer.

„Nicht-übertragbare Erkrankungen töten still“

„Nicht-übertragbare Erkrankungen töten still und werden in Zeiten bewaffneter Auseinandersetzungen oft übersehen. Alle Menschen brauchen für ihre Gesundheit Zugang zu einer angemessenen Gesundheitsinfrastruktur und Arzneimitteln. Wenn Sie nach Jemen, Syrien, den Irak und andere Länder schauen, bleiben lebensbedrohliche Krankheiten tausender Menschen unbehandelt, weil sie notwendige Medikamente, wie zum Beispiel Insulin zur Behandlung von Diabetes, nicht erhalten“, erklärte Peter Maurer, Präsident des IKRK.

Für Menschen in humanitären Krisensituationen ist das Risiko einer Verschlechterung chronischer Erkrankungen wie Diabetes und Hypertonie zwei- bis dreifach erhöht. Diabetes ist die Ursache von schätzungsweise einer von vier Amputationen von Gliedmaßen bei Patienten in IKRK-Rehabilitationszentren im Jemen, Syrien und Irak [2].

Neue Wege zur Versorgung von Millionen gefährdeter Menschen

Mit der Partnerschaft sollen neue Wege beschritten werden, um dringende Bedürfnisse von Millionen gefährdeter Menschen mit nicht-übertragbaren Krankheiten zu erfüllen. „Unsere drei Organisationen arbeiten daran, diesen unterschätzten medizinischen Bedarf durch eine Partnerschaft mit Pilotcharakter anzugehen, bei der jeder Partner seine Kompetenzen einbringt“, erklärte Lars Fruergaard Jørgensen, CEO von Novo Nordisk.

Anders Ladekarl, Generalsekretär des Dänischen Roten Kreuzes, fügte hinzu: „Als Partnerorganisationen werden wir unseren Einfluss und unsere Reichweite dazu nutzen, Menschen mit nicht-übertragbaren Krankheiten in humanitären Krisengebieten besser zu versorgen. Zusammen mit anderen Akteuren im Bereich der humanitären und medizinischen Hilfe werden wir das Thema in den Fokus zu rücken. Diese Partnerschaft ist ein erster Schritt hin zu unserem gemeinsamen Ziel, dass alle Menschen mit nicht-übertragbaren Krankheiten in Krisengebieten Zugang zu medizinischer Versorgung erhalten.”

Um eine fundierte Erhebung und Auswertung von Daten zu gewährleisten, arbeitet die Partnerschaft mit dem Zentrum für Gesundheit in humanitären Krisen am Londoner Forschungs- und Ausbildungszentrum für Hygiene und Tropenmedizin (Health in Humanitarian Crises Centre, London School of Hygiene and Tropical Medicine, LSHTM) und dessen Direktor Karl Blanchet als akademischem Partner zusammen.

Die einzelnen Partner tragen folgendermaßen zur Partnerschaft bei:

Das IKRK steuert seine Erfahrung bei humanitären Einsätzen und Hilfsmaßnahmen bei, insbesondere bei der medizinischen Versorgung gefährdeter Menschen in Krisengebieten. Zusammen mit dem DRC wird das IKRK Pilotprojekte vor Ort leiten, bei denen es u.a. darum geht, Menschen mit behandlungsbedürftigem Diabetes oder Hypertonie zu identifizieren. Dafür kann es auf das bestehende Netzwerk von IKRK-unterstützten medizinischen Einrichtungen zurückgreifen.

Das DRC bringt sein Wissen über Gesundheitsarbeit in lokalen Gemeinschaften und den Aufbau von Kapazitäten und Kompetenzen in humanitären Krisengebieten ein. Dabei liegt ein Fokus auf der Vorbeugung und Behandlung chronischer Erkrankungen. Es wird den Zugang zu nationalen Netzwerken von Gruppen der Zivilgesellschaft ebnen, die wichtige Leistungen in ihren jeweiligen lokalen Kontexten erbringen. Das DRC wird zudem Personal und ehrenamtlich Tätige mobilisieren, einschließlich medizinischen Personals mit einschlägiger Erfahrung bei humanitären Einsätzen.

Novo Nordisk wird seine Bestell- und Produktionsverfahren anpassen, um den Bedürfnissen humanitärer Organisationen besser gerecht zu werden, und zudem sein Wissen über die Handhabung und den Transport von kühlkettenpflichtigen Produkten einbringen. Das Unternehmen steuert zudem seine große Erfahrung beim Aufbau von Kapazitäten zur Diabetesversorgung bei und unterstützt die Entwicklung von Informationsmaterial für die Diabetesprävention und -behandlung in humanitären Krisensituationen. Der finanzielle Beitrag für die Partnerschaft beträgt 21,5 Millionen dänische Kronen (ca. 2,9 Millionen Euro).

Die Rolle des LSHTM umfasst die Ermittlung des genauen Bedarfs, das Aufzeigen und die Evaluation von Maßnahmen, um die Prävention und Behandlung nicht-übertragbarer Krankheiten in humanitären Notfallsituationen zu verbessern.



Literatur
[1] United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR). Global Trends: Forced displacement in 2016. Switzerland, Geneva: UNHCR: The UN Refugee Agency;2016
[2] Perone SA, Martinez E, du Mortier S, et al. Non-communicable diseases in humanitarian settings: Ten essential questions. Conflict and health; 2017; 11: 17

Quelle: Pressemitteilung von Novo Nordisk