Die Politik kann eine gesunde Ernährung mithilfe gesundheitspolitischer Entscheidungen fördern. Deshalb wendet sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) gemeinsam mit fünf anderen Verbänden und Organisationen aus dem Bereich der Ernährung als Nutrition Coalition mit einem Maßnahmenkatalog an die zukünftige Regierung.

Laut einer Erhebung des Policy Evaluation Networks (PEN) gehen 15 Prozent aller Todesfälle und 17 Milliarden Euro Gesundheitskosten pro Jahr in Deutschland auf ungesunde Ernährungsmuster zurück. Die Politik kann eine gesunde Ernährung mithilfe gesundheitspolitischer Entscheidungen fördern, doch Deutschland hinkt im Vergleich zu anderen europäischen Ländern hinterher. Deshalb wendet sich die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) gemeinsam mit fünf anderen Verbänden und Organisationen aus dem Bereich der Ernährung als Nutrition Coalition mit einem Maßnahmenkatalog an die zukünftige Regierung. In einem gemeinsamen Papier haben sie sechs Kernthemen formuliert, die es in der Ernährungs- und Gesundheitspolitik anzugehen gilt.

Hälfte aller Krankheiten anteilig durch einen ungesunden Lebensstil mit falscher Ernährung bedingt

Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass mehr als die Hälfte aller Krankheiten anteilig durch einen ungesunden Lebensstil mit falscher Ernährung bedingt ist. „Maßnahmen zur Prävention von ernährungsbedingten Erkrankungen müssen daher in allen Lebensbereichen Eingang finden und für alle Bevölkerungsgruppen zugänglich sein“, sagt Professor Dr. oec. troph. Dr. med. Anja Bosy-Westphal, Leiterin der Abteilung Humanernährung an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel und Präsidentin der DGEM. „Ein ganz entscheidender Faktor ist die Umsetzung von Qualitätsstandards in der Gemeinschaftsverpflegung, zum Beispiel in Kliniken, Pflegeheimen, Betriebskantinen und der Systemgastronomie. Nur wenn ausgewogene Mahlzeiten in allen Lebenswelten gefördert und etabliert werden, kann eine gesunde und nachhaltige Verpflegung der Bevölkerung gewährleistet werden“, so Bosy-Westphal.

Erhebliche Defizite trotz hoher Relevanz

Ernährung spielt nicht nur in der Prävention, sondern auch in der Behandlung zahlreicher Erkrankungen eine wichtige Rolle. Trotz der großen Relevanz der ernährungsmedizinischen Versorgung bestehen in Deutschland aber noch immer erhebliche Defizite. Im Bereich der Ernährungsberatung und -therapie fehlt es beispielsweise an verbindlichen und funktionierenden Strukturen. „Aktuell werden die Kosten für die Inanspruchnahme einer Ernährungsberatung oder -therapie nicht von allen Krankenkassen gleichermaßen übernommen.

Ernährungsberatung und -therapie gesetzlich schützen

Für die Patientinnen und Patienten ist es zudem schwer, qualifizierte Anbieterinnen und Anbieter zu finden.“ Die Nutrition Coalition fordert daher, dass die Begriffe Ernährungsberatung und -therapie gesetzlich geschützt werden. Menschen, die eine Beratung oder Therapie in Anspruch nehmen möchten, sollen diese einzig von entsprechend ausgebildeten Expertinnen und Experten erhalten.

Ernährung und Gesundheit in der beruflichen Bildung verankern

Prinzipiell müssen Grundlagen zu Ernährung und Gesundheit in der Aus- und Weiterbildung aller relevanter Berufe verankert sein. Dazu gehören beispielsweise medizinisches und Pflegepersonal, Lehrerinnen und Lehrer aber auch Köchinnen und Köche. „Nur so lässt sich das präventive und therapeutische Potenzial der Ernährung in allen Lebenswelten über die Ernährungsberatung und -therapie hinaus nutzen“, sagt die Expertin.

Positionspapier im Web abrufbar

„Mithilfe dieser und weiterer Maßnahmen kann eine Umgebung geschaffen werden, die sich positiv und nachhaltig auf das Ernährungsverhalten der Bevölkerung auswirkt und so letztlich Leben rettet“, betont Bosy-Westphal. Alle Forderungen hat die DGEM gemeinsam mit den anderen Verbänden und Organisation der Nutrition Coalition in einem Papier zusammengefasst, das Interessierte auf der Website der DGEM abrufen können: https://www.dgem.de/sites/default/files/PDFs/Beitrag_Nutrition_Coalition.pdf


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V. (DGEM) | Redaktion