Adipositas betrifft rund 150 Millionen Europäerinnen und Europäer. Welche Risikofaktoren Übergewicht und die damit verbundenen Komplikationen begünstigen und auf welche Therapie verschiedene Patientengruppen ansprechen, ergründen Forschende im nun gestarteten Projekt SOPHIA. Ausgestattet mit 16 Millionen Euro bündeln 29, meist europäische, Partner aus Forschung und Industrie ihre Expertise.

Erhebliches Übergewicht ist so verbreitet wie gesundheitsgefährdend. Trotzdem lässt sich kaum vorhersagen, wer von den rund 650 Millionen Betroffenen weltweit ernsthafte Folgeerkrankungen entwickeln wird. Die über 200 bekannten Komplikationen reichen von Diabetes über Herz-Kreislauferkrankungen bis zur Arthrose. Im Zuge des Projekts SOPHIA (Stratification of Obese Phenotypes to Optimize Future Obesity Therapy) wollen Forschende aus 12 Ländern Risikofaktoren und Prädiktoren für übergewichtsassoziierte Krankheiten identifizieren. Zudem fragt das Konsortium unter Federführung des University College Dublin, wie sich die optimale Therapie für verschiedene Patientengruppen bestimmen lässt.

Wichtige Forschung für Betroffene, Wissenschaft und Gesundheitssystem

Die Forschungsergebnisse sollen, neben unmittelbar Betroffenen, der Wissenschaft sowie dem Gesundheitssystem zugutekommen: „Wir wollen medizinische Fachkräfte in die Lage versetzen, gesundheitliche Probleme aufgrund von Adipositas frühzeitig vorherzusehen und zu erkennen, wer auf eine Behandlung ansprechen würde“, erklärt Projektkoordinator Professor Carel le Roux vom University College Dublin. Übergewicht sei eine chronische Krankheit, über deren Biologie ebenso wenig bekannt ist wie über die Auswirkung einer Therapie auf Leben und Lebensqualität von Adipositas-Patienten, ergänzt Projektleiterin Marianne Ølholm Larsen Grønning (Novo Nordisk).

Ein Schwerpunkt des Projekts SOPHIA liegt auf den gesundheitlichen Folgen einer Diabetes-Erkrankung (Typ 1 und 2): „In einigen europäischen Ländern leiden rund die Hälfte der Erwachsenen mit Typ-1-Diabetes und über 80 Prozent der Erwachsenen mit Typ-2-Diabetes an Übergewicht beziehungsweise Adipositas“, so der Ulmer Diabetesexperte Professor Reinhard Holl.

In fünf Jahren Laufzeit wollen die Forschenden unter anderem eine große Datenbank anlegen und neben statistischen Analysen auch Patienteninterviews führen. Denn die Beteiligung Betroffener ist eines der Herzstücke von SOPHIA: Um deren Meinungen und Wünsche berücksichtigen zu können, wird für das Projekt ein „Patientenbeirat“ eingerichtet. Letztlich soll das Forschungsvorhaben nämlich auch dazu beitragen, dass Adipositas als chronische Krankheit und nicht als Willensschwäche anerkannt wird.

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Diabetes-Register und Adipostas-Register aus Deutschland

In Deutschland bringt die Universität Ulm ein großes Diabetes- und Adipositas-Register ein. Verantwortlich hierfür ist das Zentralinstitut für Biomedizinische Technik (ZIBMT) am Ulmer Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie: Das Diabetes-Register (DPV) umfasst Daten von aktuell rund 650 000 Patientinnen und Patienten aller Altersgruppen und mit allen Diabetestypen. Einen Schwerpunkt auf übergewichtige Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene legt hingegen das Adipositas-Register (APV), in dem Daten von rund 120 000 Patientinnen und Patienten enthalten sind. „Für diese mit Abstand größten Register im Projekt SOPHIA werden Langzeitdaten in Ulm gesammelt und mit modernen mathematischen Verfahren ausgewertet. Aufgrund dieser Informationen modellieren wir unter anderem Faktoren, die mit der Ab- und Zunahme von Gewicht bei Adipositas oder Diabetes verbunden sind“, erklärt Projektmitarbeiterin Dr. Nicole Prinz.

Forscher, Pharmaunternehmen und Patienten an einem Tisch
Das Projekt wird im Zuge der „Innovative Medicine Intiative“ (IMI) gefördert, einem gemeinsamen Vorhaben der Europäischen Kommission und des Europäischen Verbands der Pharmaindustrie (European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations/EFPIA). Weiterhin unterstützen JDRF, The Obesity Action Coalition und T1D-Exchange das Forschungsvorhaben. Die „Innovative Medicine Initiative“ will die Entwicklung neuer Therapien beschleunigen. Dazu bringt die Initiative Universitäten, Pharmaunternehmen, Patientenorganisationen und weitere Einrichtungen zusammen.


Quelle: Pressemitteilung der Universität Ulm