Bei Typ-2-Diabetikern, die mit dem SGLT-2-Hemmer Ertugliflozin über zwei Jahre behandelt wurden, sank die geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) in den ersten sechs Wochen vorübergehend leicht ab, erreichte aber nach Woche 6 wieder den Ausgangswert. In Woche 104 betrugen die Veränderungen gegenüber dem Ausgangswert -0,2 bzw. 0,1 ml/min pro 1,73m² für 5 mg bzw. 15 mg Ertugliflozin. Bei Patienten, die zu Studienbeginn unter einer Albuminurie litten, verringerte der SGLT-2-Hemmer die Eiweißausscheidung bis Woche 104. Dies zeigten die Ergebnisse einer gepoolten Analyse der VERTIS-MET- und VERTIS-SU-Studien, die kürzlich auf der Jahrestagung der American Diabetes Association vorgestellt wurden.

In der EU ist der hochselektive SGLT-2-Hemmer Ertugliflozin zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit Typ-2-Diabetes seit März 2018 zugelassen. Verfügbar ist er in Deutschland derzeit als Fixkombination mit dem DPP4-Hemmer Sitagliptin (STEGLUJAN®). Für verschiedene andere SGLT-2-Hemmer konnten renoprotektive Effekte bei Patienten mit kardiovaskulären Risikofaktoren, mit manifester kardiovaskulärer Erkrankung oder diabetischer Nephropathie gezeigt werden. Mit den gepoolten Daten der VERTIS-MET- und VERTIS-SU-Studien sollte der Effekt von Ertugliflozin auf die geschätzte Filtrationsrate (eGFR) und die Albuminurie über 104 Wochen analysiert werden.

Gepoolte Daten aus VERTIS MET und VERTIS SU

In den beiden doppelblinden Studien waren die Patienten randomisiert mit Ertugliflozin (5 mg oder 15 mg) oder Vergleichssubstanz (Placebo und/oder Glimepirid) über 104 Wochen behandelt worden. In der VERTIS-MET-Studie hatten die erwachsenen Typ-2-Diabetiker zunächst über 26 Wochen randomisiert Ertugliflozin 5 mg oder 15 mg oder Placebo erhalten. In der Verlängerungsphase über 78 Wochen wurden die Patienten der bisherigen Placebogruppe verblindet mit Glimepirid, die der Ertugliflozin-Gruppen wie in der ersten Phase weiter behandelt. In der VERTIS-SU-Studie erhielten erwachsene Typ-2-Diabetiker randomisiert Glimepirid, Ertugliflozin 5 mg oder Ertugliflozin 15 mg über 104 Wochen. Analysiert wurden in den gepoolten Daten die Veränderungen der eGFR und des Urin-Albumin/Kreatinin-Quotienten (UACR) über 104 Wochen bei allen Patienten sowie in Abhängigkeit von der UACR-Kategorie.

Keine Veränderung der eGFR nach 104 Wochen

In der gepoolten Analyse waren 652 Patienten mit 5 mg Ertugliflozin, 640 Patienten mit 15 mg Ertugliflozin und 644 Patienten mit Glimepirid oder Placebo behandelt worden. Zu Studienbeginn lag die eGFR in der Non-Ertugliflozin-Gruppe bei 88,2, in Ertugliflozin-5-mg-Gruppe bei 88,5 und in der Ertugliflozin-15-mg-Gruppe bei 88,0 ml/min pro 1,73 m2, der UACR betrug entsprechend 12,0, 11,6 bzw. 11,1 mg/g Kreatinin. Nach sechs Wochen sank die eGFR in den beiden Ertugliflozin-Gruppen (5mg: -2,3 bzw.15 mg: -2,7 ml/min pro 1,73 m²) leicht im Vergleich zur Kontrollgruppe (-0,7 ml/min pro 1,73 m²), ging danach aber wieder auf ihren Ausgangswert zurück. In Woche 104 war die eGFR unter Ertugliflozin 5 mg um -0,2 ml/min pro 1,73 m², unter Ertugliflozin 15 mg um 0,1 ml/min pro 1,73 m²im Vergleich zum Ausgangswert (LSM) verändert. In der Vergleichsgruppe hatte die eGFR um 2,0 ml/min pro 1,73 m² abgenommen. Subgruppenanalysen zeigten, dass die UACR bei Patienten mit einem Ausgangswert von mehr als 30 mg/g Kreatinin in Woche 104 in den Ertugliflozin-Gruppen um 29,0% (5 mg) bzw. 32,7% (15 mg) stärker gesunken war als in der Vergleichsgruppe.

Nierenassoziierte Nebenwirkungen waren in Woche 104 selten aufgetreten, es bestanden keine Unterschiede zwischen den drei Gruppen. Als schwerwiegende Nebenwirkung kam es in einem Fall unter Ertugliflozin 15 mg zu einem akuten Nierenversagen. Therapieabbrüche wegen unerwünschter renaler Wirkungen kamen in der Non-Ertugliflozin-Gruppe nicht vor und waren mit 0,2% unter Ertugliflozin 5 mg und 0,3% unter Ertugliflozin 15 mg selten. In den Ertugliflozin-Gruppen waren Natrium- und Kaliumspiegel nicht wesentlich verändert; es wurde ein leichter Abfall des Serum-Harnsäurespiegels im Vergleich zur Kontrollgruppe beobachtet. Die Inzidenz von unerwünschten Wirkungen, die mit dem Abfall der eGFR assoziiert waren, war in allen drei Gruppen niedrig. Sie war jedoch in den beiden Ertugliflozin-Gruppen höher (5 mg: 0,8%, 15 mg: 1,7%) als in der Non-Ertugliflozin-Gruppe (0,5%). Unter Ertugliflozin 15 mg wurde ein Fall von akuter Niereninsuffizienz dokumentiert. Therapieabbrüche aufgrund von Nieren-bezogenen Nebenwirkungen waren selten (Non-Ertugliflozin-Gruppe: 0,0%, Ertugliflozin 5 mg: 0,2%, Ertugliflozin 15 mg: 0,3%). Zwei Ereignisse unter Ertugliflozin 15 mg wurden als möglicherweise oder sehr wahrscheinlich kausal medikationsbedingt eingestuft.

VERTIS-CV-Studie untersucht Langzeiteffekte auf kombinierten Endpunkt

Die Ergebnisse dieser Analyse sind konsistent mit dem bei SGLT2-Inhibitoren gesehenen pharmakodynamischen Effekt und deuten darauf hin, dass unter Ertugliflozin die Nierenfunktion gegenüber der Vergleichsgruppe erhalten werden kann. In der derzeit laufenden VERTIS-CV-Studie werden die Langzeiteffekte von Ertugliflozin im Vergleich zu Placebo auf den kombinierten Endpunkt, bestehend aus renal bedingtem Tod, Dialyse oder Transplantation und Verdoppelung des Serumkreatininwertes im Vergleich zum Ausgangswert untersucht.


Quelle: Pressemitteilung von MSD