Wird die medizinische Betreuung durch die Digitalisierung weniger menschlich? Lars Kalfhaus, Geschäftsführer von ­Roche Diabetes Care Deutschland, sieht keine Gefahr: „Es wird mehr Zeit für das Gespräch bestehen.“

Kalfhaus erläuterte das anhand der Analyse der Glukoseverläufe in der Sprechstunde: Während der Arzt oft nach zehn Minuten in herkömmlichen Blutzuckertagebüchern noch kein Muster erkennen kann, benötigt ein Programm dafür weniger als eine Minute. Dadurch sind auch schneller wichtige Therapieentscheidungen zu treffen – und es bleibt mehr Zeit für den Patienten. Bisher aber, berichtete er, verwenden noch 78 Prozent der Patienten ein handgeschriebenes Protokoll.

Relevante Diabetesdaten vernetzen

Sein Unternehmen arbeitet deshalb daran, relevante Diabetesdaten zu vernetzen. Neben den Ergebnissen der Blutzuckermessung kann die Software Smart Pix 3.0, die in diesem Jahr auch für alle anderen Geräte geöffnet werden soll, auch die abgegebenen Insulindosen aus dem elektronischen Insulinpen Pendiq 2.0 erfassen, außerdem Daten aus der Insulinpumpe und CGM-Daten.

Dr. Stefan Gölz, Diabetologe aus Esslingen, bestätigt den Nutzen einer solchen Software: „Das Arzt-Patienten-Gespräch ist wichtig, aber ich brauche eine schnelle, eine übersichtliche, eine einfach zugängliche Dateninterpretationshilfe.“ So lässt sich schnell eine Therapieempfehlung herleiten. Er ist von der Software überzeugt: „Ich würde nicht hier stehen, wenn ich nicht ein sehr konsequenter und intensiver Nutzer dieses Systems wäre.“

Ein Sensor, der unter die Haut geht

Mit dem neuen System Eversense zum kontinuierlichen Messen der Glukosewerte arbeitet der Diabetologe Dr. Hansjörg Mühlen aus Duisburg. Der Sensor wird unter die Haut gesetzt und bleibt dort derzeit für 90 Tage. Für ihn spielt die Bediensicherheit eine große Rolle: „In dem Moment, wo ich das Ding implantiert habe und ich dem Patienten einmal erklärt habe, wie der Transmitter positioniert werden kann, kann der Patient praktisch keinen Fehler mehr machen.“

Auch Patienten sind von diesem System überzeugt: „Ich bin sehr froh, dass ich das gemacht habe“, berichtet Typ-1-Diabetiker Lars Lueneberg, „ich würde es auf jeden Fall empfehlen.“ Auch wenn der Diabetes trotz des Systems nicht zu vergessen ist, hilft es: „Ich kann meine Zeit für Schöneres nutzen!“



Autorin: Dr. Katrin Kraatz
Redaktion Diabetes-Forum, Kirchheim-Verlag,
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2017; 29 (7/8) Seite 50