Bei der diabetischen Retinopathie und dem diabetischen Makula-Ödem kommt es zu krankhaften Veränderungen der Durchblutung und der Blutgefäß-Funktionen in der Netzhaut. Experimentelle Daten sowie Messungen bei Patienten legen nahe, dass dies durch eine verminderte Menge sogenannter Vasoinhibine – Hormone, welche die Blutgefäßfunktion steuern können – verursacht werden könnte. Ein mexikanisch-deutsches Team aus Wissenschaftlern und Ärzten hat nun eine klinische Studie initiiert, in der eine neue medikamentöse Therapie zur Behebung der mutmaßlich in der Netzhaut vorliegende hormonelle Störung erprobt wird.
Mexikanisch-deutsche Zusammenarbeit um das Fortschreiten diabetischer Netzhauterkrankungen zu verhindern
Vasoinhibine werden durch proteolytische Spaltung aus dem Vorläufermolekül Prolaktin, einem Hormon der Hirnanhangsdrüse, umgangssprachlich auch als „Stillhormon“ bekannt, generiert. Ein mexikanisch-deutsches Team aus Wissenschaftlern und Ärzten hat nun eine klinische Studie initiiert, in der diese Erkenntnisse umgesetzt werden und eine neue medikamentöse Therapie erprobt wird, mithilfe derer die mutmaßlich in der Netzhaut vorliegende hormonelle Störung behoben werden könnte. Die neuartige Therapie basiert auf der Anwendung des Medikaments Levosulpirid, durch dessen Effekte die Prolaktin-Sekretion der Hypophyse gesteigert wird. Hierdurch erhöht sich auch das in der Netzhaut verfügbare Prolaktin und es können höhere Mengen der Vasoinhibine generiert werden. Dies könnte sich positiv auf die Funktionen der Blutgefäße in der Netzhaut auswirken und das Fortschreiten der diabetischen Netzhauterkrankungen sowie eine weitere Minderung der Sehkraft verhindern.
Ergebnisse werden 2020 erwartet
Die Behandlung der Studien-Patienten wird durch Augenärzte am Mexikanischen Institut für Ophthalmologie (IMO) in Querétaro durchgeführt, die wissenschaftliche Leitung der Studie erfolgt durch Prof. Carmen Clapp Ph.D. vom Institut für Neurobiologie der Nationalen Unabhängigen Universität Mexikos (UNAM, Universidad Nacional Autónoma de Méxiko) in Zusammenarbeit mit der Internistin und Endokrinologin Prof. Ma. Ludivina Robles-Osorio, M.D., Ph.D. von der Universität Querétaro (UAQ, Universidad Autónoma de Querétaro) sowie der Ophthalmologin und Retina-Spezialistin Dr. Renata García-Franco M.D. (IMO). Eine Arbeitsgruppe um Arbeitsgruppenleiter Dr. Jakob Triebel aus dem Universitätsinstitut für Klinische Chemie, Laboratoriumsmedizin und Transfusionsmedizin des Klinikums Nürnberg und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität unter der Leitung von Chefarzt Herr Prof. Dr. Thomas Bertsch ist maßgeblich an dieser Studie beteiligt und unter anderem mit der Laboranalytik zu dieser Studie befasst.
Eine Beschreibung der Studie, einschließlich relevanter Hintergrundinformationen, ist am 29.05.2018 von der Fachzeitschrift Frontiers in Endocrinology – Section Diabetes – in einem Open Access – Format veröffentlicht worden und unter der Nummer NCT03161652 in dem öffentlichen Register der klinischen Studien „Clinicaltrials.gov“ eingetragen. Der Abschluss der Studie, und somit auch die Informationen über die Effektivität der Behandlung, werden im Jahr 2020 erwartet.
Quelle: Pressemitteilung der Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU), Standort Nürnberg