Diabetes und Bluthochdruck gelten als wichtigste Ursachen für eine Nierenschädigung. Wird hier nicht gegengesteuert, ist eine Dialysebehandlung oft unausweichlich.
Die Diagnose meiner Nierenerkrankung war für mich ein Schock!“, „Die Angst vor der Dialysebehandlung ist immer da!“, „Meine Nierenschädigung schreitet immer weiter voran – das belastet mich sehr“: Rund 10.000 Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion kommen jedes Jahr in Deutschland neu an die Dialyse.
Neben behandelbaren Erkrankungen wie Diabetes und Hochdruck zählen vermeidbare Risikofaktoren wie die medikamenteninduzierte interstitielle Nephritis zu den häufigsten Ursachen einer Nierenerkrankung. Der Anteil der Menschen mit Diabetes an den nicht-dialysepflichtigen Patienten liegt heute bei etwa 30 Prozent, an den Nierenpatienten, die auf eine Dialysebehandlung angewiesen sind, bei 25 Prozent.
Etwa 10 bis 13 Prozent – etwa 8 bis 10 Mio. – der Erwachsenen in Deutschland haben eine chronische Nierenerkrankung (CKD). Rund 30 Prozent von ihnen werden beim Hausarzt, über die Hälfte in Pflegeheimen versorgt. Heute weiß man: Ab dem 40. Lebensjahr kommt es zu einem Abfall der glomerulären Filtrationsrate (GFR) um 1 bis 2 ml/min.
Der Prozess der altersbedingten Funktionseinschränkung der Niere ist nach wie vor schwer zu stoppen: Die Nierenfunktion nimmt im Laufe des Lebens auf natürlichem Weg ab, gleichzeitig beeinflusst die Zunahme von altersbedingten Krankheiten die Filterleistung der Niere noch zusätzlich. Bei einem 80-Jährigen zum Beispiel sinkt die Nierenleistung in der Regel auf etwa die Hälfte. Da die Prävalenz von CKD-Patienten mit dem Alter steigt, liegt sie bei der Personengruppe über 85 Jahren bei 40 bis 50 Prozent. In der Regel startet die Dialysebehandlung bei einer GFR < 15 ml/min.
„Der konkrete Beginn hängt von der individuellen Situation ab“, erklärt der Nephrologe Dr. Johannes Duttlinger aus Offenburg. Bei Patienten ohne Beschwerden, gut eingestellter Grundkrankheit und gut beherrschbaren Sekundärfolgen könne man länger mit der Dialyse warten, empfiehlt er. Finden sich hingegen u. a. akute Urämiezeichen (z. B. Übelkeit, Gewichtsverlust), Symptome der Überwässerung oder eine nicht beherrschbare Hypertonie, müsse der Dialysestart früher erfolgen.
Prof. Dr. Werner Kleophas, Nephrologe und Diabetologe aus Düsseldorf, weist auf die heutigen individuellen Behandlungsmöglichkeiten hin. „Neue Therapieoptionen können den Beginn einer Dialysetherapie hinauszuzögern, wie der gezielte Einsatz von Blutdrucksenkern und SGLT-2-Hemmern.“
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2021; 33 (6) Seite 32