Die Präsidentin der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, Professorin Dr. med. Martina de Zwaan, begrüßt den Vorschlag der Etablierung einer leitliniengerechten Regelversorgung der Adipositas-Erkrankung „Grad 1 bis 3“ unter dem Aspekt der Diabetesprävention in Deutschland.

Der Bundestag hat endlich die lange überfällige Nationale Diabetes-Strategie beschlossen. Unter dem Aspekt der Diabetesprävention wird die Etablierung einer leitliniengerechten Regelversorgung der Adipositas-Erkrankung „Grad 1 bis 3“ vorgeschlagen. „Ein wichtiger politischer Durchbruch mit Signalwirkung an den Gemeinsamen Bundes-Ausschuss, der den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen verantwortet – und an die Krankenkassen selbst!“, so Professorin Dr. med. Martina de Zwaan, Präsidentin der Deutschen Adipositas-Gesellschaft.

Auch aus volkswirtschaftlicher Sicht lohnend

Es sei höchste Zeit, dass die Adipositas in den Fokus gesundheitspolitischer Entscheider gerate, insbesondere, da die Diabetes-Strategie langfristig in eine ressortübergreifende Strategie für Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland überführt werden soll, so de Zwaan.

„Mit effektiver Prävention und Therapie der Adipositas kann die Bundesregierung nicht nur den wichtigsten Risikofaktor für Diabetes Typ 2, sondern gleichzeitig das Risiko für eine Vielzahl weiterer Folgekrankheiten senken, darunter Herzkreislauf-Krankheiten, Bluthochdruck, viele Krebsarten etc. [1, 2]. Das Problem Adipositas anzugehen, ist daher nicht nur eine medizinische Notwendigkeit und Hilfe für Betroffene, es lohnt sich auch aus volkswirtschaftlicher Sicht.“, so die Adipositas-Expertin.

Wichtige Signalwirkung an die Exekutive

„Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft begrüßt, dass der Koalitionsantrag zur Nationalen Diabetes-Strategie die Bundesregierung auffordert, ressortübergreifend im Bereich Prävention des Diabetes bzw. nichtübertragbarer Krankheiten tätig zu werden. Das schwere Übergewicht (Adipositas) wird zu Recht nicht nur als maßgeblicher Risikofaktor für Diabetes Typ 2 gesehen, sondern auch als Erkrankung bezeichnet, für die nun erstmals im parlamentarischen Raum die Etablierung einer leitliniengerechten Regelversorgung für Adipositas Grad 1-3 vorgeschlagen wird. Das ist ein wichtiger Durchbruch.“, so de Zwaan.

Zwar könne die Strategie Krankenkassen nicht verpflichten, Geld für Adipositastherapie auszugeben - dafür sei ein Gesetz nötig. Der Bundestagsbeschluß soll den Gesetzgeber in seinem Verhalten jedoch zukünftig auf allen Ebenen binden. Insofern komme ihm eine wichtige Signalwirkung an die Exekutive zu, so de Zwaan.

Verhältnisprävention am effektivsten

„Schade ist, dass die Prävention nichtübertragbarer Krankheiten immer noch zu individualiserend („Ernährung und Bewegung“) gedacht wird – dabei ist längst evident, dass verhältnispräventive Regulationsmaßnahmen auf Bevölkerungsebene am effektivsten sind. Hier bleibt die Strategie unzulänglich, z.B. beim Verzicht auf eine verbindliche Zuckerreduktion -50 Prozent in Süßgetränken oder ein nationales Werbeverbot für übergewichtsfördernde Produkte mit Kinderoptik. Wir befürworten jedoch die Orientierung an WHO-Nährwertprofilen auf EUEbene. Positiv ist ebenfalls, dass eine Weiterentwicklung des Präventionsgesetzes noch aussteht.“, erläutert de Zwaan.

Hintergrund: Die Nationale Diabetes-Strategie ist ein „Leitfaden für die Bundesregierung, tätig zu werden“, so Dr. Nüßlein, Fraktionsvize der CDU/CSU am 01. Juli 2020 im Pressegespräch, kein Gesetzesentwurf. Damit bleibt die Nationale Diabetes-Strategie eine Absichtserklärung - sie stellt aber dennoch einen wichtigen Meilenstein auf dem langen Weg zur kassenfinanzierten Regelversorgung der Adipositas dar.


Literatur

Über die Deutsche Adipositas-Gesellschaft:
Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG) versteht sich als Fachgesellschaft von Wissenschaftlern und therapeutisch tätigen Experten, die sich dem Krankheitsbild Adipositas (starkes Übergewicht) widmen. Der gemeinnützige Verein hat sich vorrangig zum Ziel gesetzt, Forschung, wissenschaftliche Diskussion, Weiterbildung und wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich Adipositas zu fördern sowie Konzepte und Leitlinien zu Prävention, Diagnose und Therapie der Adipositas zu entwickeln.

Neben der Veranstaltung von Fachtagungen engagiert sich die DAG berufspolitisch, forschungspolitisch und gesundheitspolitisch. Ein aktueller Tätigkeitsschwerpunkt der DAG ist es, Politik und Öffentlichkeit auf die „Public Health“-Aspekte der Adipositas hinzuweisen. Die DAG nimmt aktiv am Runden Tisch bzw. Begleittgremium von Bundesministerin Julia Klöckner zur Nationalen Reduktionsstrategie von Zucker, Salz und gesättigten Fetten in Fertigprodukten teil.

Eine Tochterorganisation der DAG ist die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA). Die DAG ist Mitglied der World Obesity Federation, der European Association for the Study of Obesity sowie Mitgliedsgesellschaft der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) und der Deutschen Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK).


Quelle: Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (DAG)