Wie kommt das Flash-Glucose-Monitoring im Behandlungsalltag an? Das weiß Prof. Dr. Thomas Haak aus Bad Mergentheim, der maßgeblich an der Entwicklung und Einführung der FGM-Systeme in Deutschland beteiligt war.

Diabetes-Forum (DF): Die IMPACT-Studie hat gezeigt, dass mit dem FGM deutlich weniger Hypos bei Typ-1-Diabetikern auftreten. Was ist für Sie persönlich das wichtigste Ergebnis?
Prof. Dr. Thomas Haak: Dass Patienten, die FGM verwenden, eine Stunde und 24 Minuten weniger Zeit pro Tag in einer Hypoglykämie verbringen als Patienten, die normale Blutzuckerselbstmessungen durchführen. In dieser Studie wurden ausschließlich gut eingestellte Patienten eingeschlossen. Daher beeindrucken mich diese Daten noch mehr.

DF: Wo sehen Sie noch Schwachstellen beim FGM?
Haak: Mit FGM hat man sehr viele Daten zur Verfügung. Diese müssen sorgfältig interpretiert werden, um daraus die richtigen Schlüsse für die weitere Therapieoptimierung zu ziehen. Ich sehe es daher als wichtige Ergänzung, dass sich Behandler und Patienten mit einer systematischen Auswertung durch entsprechende Programme befassen. Darüber hinaus halte ich es für sehr wichtig, dass FGM als neues Hilfsmittel für die Therapiesteuerung systematisch geschult wird. Ich halte daher ein Schulungsprogramm für FGM für unabdingbar.

DF: Patienten berichten auch von allergischen Reaktionen auf den Sensor. Was raten Sie?
Haak: Der Sensor wird mit einem gut haftenden Klebstoff 14 Tage an der gleichen Stelle auf der Haut getragen. Dies führt bei einigen Patienten zu Hautreizungen bis hin zu Allergien. Wenn dies auftritt, empfehle ich zunächst den Versuch mit einem Hautschutzspray wie Cavilon, diese Symptome zu reduzieren. Manche Patienten haben auch gute Erfahrungen damit gemacht, dass sie eine Hautschutzfolie aufkleben und auf dieser dann den Sensor platzieren. Im Internet findet man viele Tipps von Patienten für Patienten.

DF: Welche Patienten aus der Gruppe der Typ 2-Diabetiker sollten mit dem FGM ihren Diabetes managen?
Haak: Für den Einsatz des FGM mache ich keinen Unterschied zwischen Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Vielmehr entscheidet die Therapie über den Einsatz von FGM. Aus meiner Sicht sollten alle Patienten, die eine intensivierte Insulintherapie oder eine Insulinpumpentherapie durchführen und damit mehrfach am Tag Insulin injizieren, die Möglichkeit haben, FGM zu nutzen.

DF: Was hören Sie von Diabetesteams im Umgang mit FGM?
Haak: Für die meisten Diabetesteams stellt FGM einen Quantensprung in der Versorgung von Menschen mit Diabetes dar. Viele Diabetesteams sind allerdings auch der Meinung, dass man einem Patienten nicht einfach den Sensor und das Lesegerät in die Hand drücken darf, sondern eine sorgfältige Schulung notwendig ist. Diese Meinung teile ich natürlich uneingeschränkt. Mich persönlich freut es, wenn ich sehe, dass sich immer mehr Diabetesberater und Diabetologen mit der systematischen Auswertung der Daten beschäftigen. Das ist zwar nicht neu, aber in der Vergangenheit gab es doch erhebliche Widerstände, sich mit elektronischer Patientendatenauswertung zu beschäftigen.

DF: Welche Kassen bezahlen es?
Haak: Es sind einige, und es ändert sich nahezu täglich. Von den großen Krankenkassen erstatten die DAK und die Techniker aktuell die Sensoren. Es gibt aber auch viele weitere Kassen, die bereit sind, sich an den Kosten von FGM zu beteiligen.



Das Interview führte Angela Monecke.
Redaktion Diabetes-Forum, Kirchheim-Verlag
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2016; 28 (11) Seite 8