Die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) hat ihre Muster-Weiterbildungsordnung der Psychologischen Psychotherapeuten erweitert und bietet nun eine Weiterbildung „Psychotherapie bei Diabetes“ an. Experten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), die sich für diese Erweiterung stark gemacht hatten, begrüßen die Entscheidung und machen auf den enormen Versorgungsbedarf aufmerksam. Die Stoffwechselerkrankung Diabetes geht häufig mit psychischen Erkrankungen einher. Die Weiterbildung soll die Behandlungsqualität für Menschen mit Diabetes verbessern und diesen Patienten eine spezifischere psychotherapeutische Betreuung ermöglichen.

Nicht nur die Patienten, auch die Angehörigen brauchen Unterstützung

Jedes Jahr erkranken in Deutschland schätzungsweise 300 000 Menschen neu an Diabetes mellitus. „Psychische Faktoren prägen den Behandlungsverlauf massiv“, sagt Professor Dr. Dipl.-Psych. Bernhard Kulzer, Leiter der Psychologischen Abteilung des Diabetes-Zentrums Bad Mergentheim und 1. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Psychologie der DDG. „Ein Diabetespatient trifft 99,9 Prozent aller Therapieentscheidungen eigenverantwortlich. Nur wenn er dieses hohe Maß an Selbstmanagement erlangt, klappt es mit der Therapie", erläutert Kulzer. „Bei vielen körperlichen Erkrankungen ist eine psychotherapeutische Mitbehandlung wichtig“, ergänzt DDG Mediensprecher Professor Dr. med. Baptist Gallwitz. „Daher gibt es schon seit fast 20 Jahren die DDG Weiterbildung zum Fachpsychologen Diabetes (DDG). Allerdings war damit keine Befähigung für Psychotherapie für Diabetespatienten verbunden“, so Gallwitz.

Aktuell gibt es in Deutschland 171 dieser Fachpsychologen und 55 Psychodiabetologen, die diesen Titel von der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz erhalten haben, – viel zu wenig, finden die Experten. Denn nicht nur die Patienten brauchen Unterstützung, sondern auch ihre Angehörigen.

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Weiterbildung stärkt den Stellenwert von Psychotherapeuten

Die neue Weiterbildung für Psychotherapeuten kann helfen, diese enorme Lücke nun zu schließen. Der Deutsche Psychotherapeutentag hat dafür im Mai die Weichen gestellt. „Die Weiterbildung als Zusatzqualifikation verbessert nicht nur die Behandlung der Patienten – auch der Stellenwert von Psychotherapeuten wird gestärkt, da sie dadurch ihr Kompetenzspektrum erweitern“, sagt Dr. phil. Andrea Benecke, Beisitzerin des Vorstandes der Bundespsychotherapeutenkammer und Vizepräsidentin der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz.

Anforderungen

Die Anforderungen der Weiterbildung orientieren sich an der „älteren“ DDG Fortbildung und der seit 2004 bestehenden Weiterbildungsordnung der Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz. Die nun beschlossene Ergänzung der Muster-Weiterbildungsordnung umfasst eine mindestens 18-monatige Zusatzweiterbildung für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit Theorievermittlung, 180 Behandlungsstunden unter Supervision und einer Hospitation in einer Einrichtung, die auf diabetologische Behandlungen spezialisiert ist. „Die Teilnehmer lernen, welche Bedeutung die Wechselwirkungen von psychischen Faktoren mit einer Diabeteserkrankung haben, wie sie diese erkennen und – in Kooperation mit den anderen an der Versorgung Beteiligten – behandeln können“, so Benecke.

„Psychotherapeutische Begleitung mehr als sinnvoll“

Für die Erweiterung der Muster-Weiterbildungsordnung der Psychologischen Psychotherapeuten hat die Landespsychotherapeutenkammer Rheinland-Pfalz lange gekämpft und wurde unterstützt von Diabetologen und Endokrinologen. Professor Dr. med. Matthias M. Weber, Mediensprecher der DGE und zugleich Vorsitzender der DDG Regionalgesellschaft Rheinland-Pfalz bringt es auf den Punkt: „Um Diabetes zu bewältigen und den Alltag eigenverantwortlich zu managen ist eine psychotherapeutische Begleitung oft mehr als sinnvoll. Sie ist Teil einer erfolgreichen Diabetestherapie“. Sozial integrierte Patienten mit einer stabilen Psyche und einer hohen Lebensqualität gelinge es besser, die Krankheit anzunehmen, sie gut zu managen und damit Folgekomplikationen zu verhindern, so Weber, Leiter der Endokrinologie und Diabetologie der Universitätsmedizin Mainz.


Literatur

Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)