Am 9. März 2017 wurde der neue Vorstand des Bundesverbandes Klinischer Diabetes-Einrichtungen gewählt. Das Diabetes-Forum sprach mit dem 1. Vorsitzenden Dr. Thomas Werner.

Diabetes-Forum (DF): Sehr geehrter Herr Dr. Werner, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl!

Dr. Thomas Werner: Vielen Dank!

DF: Wie fühlt man sich nun als Vorsitzender des Bundesverbandes der Diabeteskliniken?

Werner: Dass mir die Mitglieder das Vertrauen für die nächsten zwei Jahre entgegengebracht haben, ehrt mich sehr. Ich bin mir allerdings auch der großen Verantwortung bewusst.

DF: Was sind Ihre Ziele für die nächsten Jahre?

Werner: Ich weiß aus meiner täglichen Arbeit, wie wichtig ein gutes Team ist und bin froh, dass wir in unserem neu gewähltem Vorstand eine so umfangreiche Kompetenz aus verschiedenen Bereichen vereinigen können! Die Mitstreiter kommen sowohl aus kleineren Krankenhäusern, als auch aus Maximalversorgern, aus Reha-Einrichtungen und Akutkliniken. Sie sind dort als Geschäftsführer, Klinikdirektor oder Oberarzt tätig. Gerade die Zusammenarbeit von Betriebswirtschaftlern, Medizinmanagern und Ärzten ergibt Chancen, neue Lösungsansätze für die drängenden Probleme der stationären Diabetologie in Deutschland zu finden.

DF: Sie meinen die Schließung diabetologischer Abteilungen in letzter Zeit?

Werner: Genau! Die sprechende Medizin in Deutschland hat existenzielle Probleme. Diabetes ist allerdings eine weit verbreitete Volkskrankheit. Aus medizinischer Sicht ist der ökonomisch motivierte Verlust der diabetologischen Expertise aus den Krankenhäusern nicht nachvollziehbar.

DF: Was wollen Sie dagegen tun?

Werner: Patentrezepte gibt es nicht. Alle wichtigen Entscheidungsträger in der Diabetologie sollten gemeinsam für den Erhalt des Fachgebietes an deutschen Krankenhäusern kämpfen. Es gibt Millionen von Diabetikern, die auch stationär versorgt werden müssen.

DF: Also wieder alte Schulungskliniken aufbauen?

Werner: Wir müssen neue Modelle finden, wie Menschen mit Diabetes in Krankenhäusern zukünftig versorgt werden sollen. Wichtig ist hierbei die Sicherstellung von hohen Qualitätsstandards. Und das ist ja gerade eine der Kompetenzen des Verbandes. Seit Jahren kümmert er sich um die Zertifizierung von Diabetes-Abteilungen. Neben dem KTQ- Verfahren wurden diabetologiespezifische Handbücher für die neue DIN EN erarbeitet. Ein aktuelles Projekt ist die Entwicklung von Prozessstandards, die eine Bemessung der Behandlungsqualität ermöglichen. Krankenhäuser müssen vergleichbar werden. Warum sollen denn Häuser mit schlechter Qualität genauso bezahlt werden, wie Kliniken, die hohe Standards in der Diabetologie umsetzen?

DF: Wie wollen Sie das erreichen?

Werner: Der BVKD arbeitet hier eng mit der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) als Fachgesellschaft zusammen. Wir finanzieren aktuell gemeinsam mit der DDG eine große Kostenstudie. In der DRG- Taskforce tauschen wir unsere Positionen regelmäßig aus. Einige unserer zertifizierten Mitgliedshäuser liefern Daten an das INEK, aus welchen dann der tatsächliche Aufwand in der spezialisierten stationären Diabetesbehandlung ersichtlich wird. So konnte schon Einfluss auf die Berechung der mittleren Krankenhausverweildauer von Patienten mit Diabetes genommen werden. Gute Qualität in der diabetologischen Behandlung braucht halt auch Zeit.

DF: Gibt es noch andere Tätigkeitsfelder des BVKD?

Werner: Wir unterstützen unsere Mitgliedseinrichtungen bei sozialrechtlichen Auseinandersetzungen mit dem medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK). Die Fallsammlung von Gerichtsurteilen ist beeindruckend. Ein weiteres Problem ist das Personalmanagement. Was können Arbeitgeber tun, um auch zukünftig engagiertes Personal zu bekommen? Wo sollen die Diabetologen von morgen denn ausgebildet werden? Was ist von den neuen Informationstechnologien zu erwarten? In welcher Form wird dies für die Krankenhäuser in nächster Zeit relevant?

DF: Das klingt alles nach viel Arbeit. Haben Sie überhaupt noch Zeit dafür? Sie leiten ja hauptberuflich eine Klinik.

Werner: Ohne Teamwork und Unterstützung durch die Mitarbeiter geht es natürlich nicht. Am meisten danken muss ich aber meiner Frau. Wenn sie mir nicht den Rücken frei halten würde, wären viele Dinge nicht möglich.

DF: Ein schönes Schlusswort. Danke für das Gespräch.



Interview: Redaktion Diabetes Forum
Kirchheim-Verlag
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Erschienen in: Diabetes-Forum, 2017; 29 (4) Seite 44-45