Kinder, bei denen Diabetes vor dem siebten Lebensjahr diagnostiziert wurde, entwickeln eine aggressivere Form der Krankheit als diejenige, die bei Jugendlichen beobachtet wird, zeigen neue Forschungsergebnisse.

Ein Team der University of Exeter Medical School fand heraus, dass bei Kindern, die bei der Diagnose sechs Jahre oder jünger waren, nur sehr wenige Insulin-produzierende Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse verblieben, während bei Jugendlichen mit Beginn eines symptomatischen Diabetes Typ 1 noch eine große Anzahl dieser Zellen verbleiben.

Diabetes entwickelt sich aggressiver bei Kindern unter sieben Jahren

Das Team analysierte in Kooperation mit der Universität von Oslo und dem Netzwerk der Bauchspeicheldrüsen Organ-Spender (nPOD) die bisher größte Sammlung von Bauchspeicheldrüsen-Proben von Patienten mit Typ-1-Diabetes. Die Studie, gefördert von der Europäischen Union und der JDRF wurde heute online in der Fachzeitschrift Diabetes veröffentlicht.

Die Auswertung gibt erste klare Hinweise darauf, dass Kinder, bei denen der Typ-1-Diabetes im Alter von sechs Jahren oder darunter diagnostiziert wird, eine aggressivere Form der Erkrankung entwickeln. Fast alle Insulin-produzierenden Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse der jungen Kinder werden durch den Entzündungsprozess einer Insuitis abgetötet. Dagegen fanden die Forscher, dass das Fortschreiten der Krankheit bei den als Teenager diagnostizierten Patienten radikal anders ist und dass sie darüber hinaus eine unerwartet große Anzahl von Beta-Zellen zum Zeitpunkt der Diagnose behalten - auch wenn diese nicht mehr arbeiten, wie sie sollten.

Viele verbliebene Beta-Zellen bei Jugendlichen

Professor Noel Morgan, von der University of Exeter Medical School, sagte: "Das ist unglaublich spannend, und könnte die Türen öffnen für neue Behandlungen für junge Menschen, die Diabetes entwickeln. Es wurde bisher angenommen, dass Jugendliche mit Typ-1-Diabetes rund 90 Prozent ihrer Beta-Zellen verloren hätten, aber, indem wir in ihre Bauchspeicheldrüse schauten, haben wir festgestellt, dass dies nicht wahr ist. In der Tat, haben die in ihrer Jugend diagnostizierten noch viele verbliebene Beta-Zellen. Wenn wir einen Weg finden können, um diese Zellen zu reaktivieren, so dass sie die Insulinfreisetzung wieder aufnehmen, können wir in der Lage sein, das Fortschreiten dieser schrecklichen Krankheit zu verlangsamen oder sogar umzukehren. "

In Großbritannien haben allein rund 30.000 junge Menschen Typ-1-Diabetes, und Diagnosen in der jüngeren Altersgruppe eskalieren schnell. Die Entdeckung des Teams hat auch wichtige Konsequenzen für diese jüngere Gruppe - zum Beispiel konzentrierten die meisten Studien sich hauptsächlich darauf, den Immunangriff bei älteren Patienten zu stoppen. Bei diesen Patienten könnte die Insulitis möglicherweise weniger streng verlaufen, wie das Team herausfand. In Zukunft wird es wichtig sein, zu beurteilen, ob jüngere Kinder am meisten von solchen Ansätzen profitieren könnten, da sie die aggressivere Krankheit haben.

Das Team analysierte eine Untergruppe der menschlichen Proben von Patienten mit Typ-1-Diabetes in der Exeter Archiv Diabetes Biobank, die ursprünglich von Professor Alan Foulis, einem Co-Autor der Studie, zusammengestellt worden war. Er vermachte sie der University of Exeter Medical School, als er an der University of Glasgow in den Ruhestand ging. Sie überprüften und erweiterten ihre Ergebnisse anhand von größeren Datenbanken von Proben aus Amerika und Europa, die ihre Ergebnisse bestätigten.

Biodatenbank von Humanproben erlaubt Einblick in Pankreas

Dr. Sarah Richardson, von der University of Exeter Medical School war Co-Autor der Studie. Sie sagte: "Bis jetzt sind die meisten Untersuchungen zur Entstehung von Typ-1-Diabetes in Tiermodellen durchgeführt worden. Obwohl das äußerst wertvoll ist, gibt es deutliche Unterschiede zur menschlichen Pathologie. Hier in Exeter haben wir nun diese unglaubliche Ressource einer einzigartigen Biobank von Humanproben von Patienten mit Typ-1-Diabetes, das heißt, wir sind in der Lage zu sehen, was wirklich los ist im menschlichen Körper. Wir arbeiten mit Partnern in der ganzen Welt, um große Fortschritte in diesem Forschungsbereich zu machen. Unser nächster Schritt ist es, zu untersuchen, warum Diabetes bei jüngeren Kindern anders voranschreitet als bei älteren Kindern, im Hinblick auf das Verständnis, wie wir beide Gruppen effektiver behandeln können. "


Quelle: Mitteilung der University of Exeter Medical School