Der Frühjahrskongress der Deutschen Diabetes Gesellschaft im Mai 2013 brachte nicht nur für Klinik und Praxis wichtige Empfehlungen und Kommentare, sondern beschäftigte sich auch mit Neuem aus der Forschung. Im zweiten Teil der Reihe „Neues aus der Forschung“ fasst Professor Dr. Hellmut Mehnert den Vortrag des Symposium zu den Themen „Gehirn, Glukagon, Inkretine und Fettleber" von Juris Meier zusammen.

Welche Rolle spielt Glukagon bei Typ-2-Diabetes?

Juris Meier berichtete über Störungen der Sekretion und Wirkung des Glukagons bei Typ-2-Diabetes. Der Anstieg von freien Fettsäuren und Aminosäuren hat Folgen auf die Wirkung von Glukagon, ebenso auf die gastrointestinalen Hormone GIP (gastric inhibitory peptide) und GLP-2 (glucagon-like peptide-2). Letztere werden durch das Hormon erhöht, während GLP-1 bekanntlich die Glukagonsekretion hemmt, was ja auch einen Teil der Wirkung der DPP (Dipeptidylpeptidase)-4-Hemmer in der Therapie darstellt.

Schon Bertram hatte vor vielen Jahrzehnten eine vermehrte Glukagonwirkung bei Typ-2-Diabetikern (von ihm Gegenregulationsdiabetiker genannt) vermutet. Entscheidend wird aber die Glukagonerhöhung durch ein Defizit an Insulin in den Betazellen bewirkt. Die Ursache ist die Erniedrigung oder das Fehlen des Insulins in den Betazellen, während Bertram ja noch eine – nicht existente – Zunahme der Alphazellen postulierte und deswegen mit einer vermehrten Glukagonwirkung rechnete.

"Blindheit gegenüber der Hypoglykämie"

Nicht die Masse der Zellen, sondern der intrazelluläre Austausch der Insulin- und Glukagonwirkung bewirken also den Anstieg des blutzuckersteigernden Hormons. Die bei Gesunden intakte Insulinpulsation in den Betazellen bremst den Glukagoneffekt, der bei Diabetikern häufig fehlt. Auch Zink und Somatostatin hemmen normalerweise die Glukagonwirkung. Beim Typ-1-Diabetes reagieren die Alphazellen überhaupt nicht, so dass man von einer "Blindheit gegenüber der Hypoglykämie" spricht, ein Phänomen, das bei frühem Typ-2-Diabetes noch nicht vorhanden ist, wohl aber dann bei Langzeit-Typ-2-Diabetikern, von denen wir ja wissen, dass ihre Insulinsekretion stark nachlässt.

Zwei Signale sind für die Glukagonsekretion bedeutsam: der Abfall der Blutglukose und das Fehlen einer ausreichenden intrainsulären Insulinwirkung. Leptin wirkt bei Mäusen mit Typ-1-Diabetes wie Insulin und kann zum Absetzen des Insulins führen – wieder ein Unterschied zum Menschen, womit erneut die völlige Übertragbarkeit von Mäuseversuchen auf Ergebnisse beim Menschen nicht gegeben ist.

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