Seit 100 Tagen ist Insulin glargin U300 zugelassen. Erste Erfahrungen aus der Praxis waren u.a. das Thema bei einer Pressekonferenz von Sanofi in Königstein.

„Die verbesserte Insulin glargin-Formulierung Toujeo® (Insulin glargin U300, 300 E/ml) zeigt Vorteile gegenüber dem bisher als Goldstandard geltenden Insulin glargin U100 (100 E/ml, Lantus®)“, erklärte Dr. Stephan Kress, Landau, im Rahmen einer Pressekonferenz. So profitieren Patienten mit Typ-2-Diabetes von Insulin glargin U300 im Vergleich zu U100 von einem signifikant reduzierten Risiko für Hypoglykämien.1

„Ein modernes Basalinsulin sollte eine möglichst lange und gleichmäßige Wirkung bei geringer intraindividueller Wirkvariabilität aufweisen“, so Professor Dr. Thomas Forst, Neuss, und ergänzte: „Das Wirkungsprofil des subkutan applizierten Insulins wird dabei wesentlich von seinen Absorptionseigenschaften aus dem subkutanen Gewebe bestimmt. Je stärker die Absorptions-verzögerung desto konstantere Plasmaspiegel werden nach Erreichung des Sättigungsgleich-gewichtes (Steady-State) erreicht.“

Weniger Hypoglykämien bei Typ-2-Diabetes durch verbesserte Insulin glargin-Formulierung

Zur Absorptionsverzögerung wird bei Insulin glargin U300 eine Konzentrationsänderung der Insulinformulierung genutzt: Das neue Basalinsulin hat eine dreifach höhere Konzentration als Insulin glargin U100 und damit ein geringeres Injektionsvolumen. Es bildet nach der subkutanen Injektion ein kompakteres Depot mit einer reduzierten Oberfläche.2,3 Daraus resultiert eine im Vergleich zu U100 langsamere und länger anhaltende Insulinfreisetzung sowie ein Wirkprofil über mehr als 24 Stunden.2,4,5

„Im Vergleich mit dem bewährten Insulin glargin U100 profitierten Patienten mit Typ-2-Diabetes von der verbesserten Insulin glargin-Formulierung U300 mit einem erheblich reduzierten Risiko für Hypoglykämien“, unterstrich Dr. Stephan Kress, Landau. Er demonstrierte dies anhand der Metaanalyse der 1-Jahresdaten der EDITION-Studien I bis III, die eine große und heterogene Population von Patienten mit Typ-2-Diabetes einschloss: Dabei war die Rate nächtlicher bestätigter (≤ 70 mg/dl bzw. ≤ 3,9 mmol/l) oder schwerer Hypoglykämien pro Patientenjahr unter Insulin glargin U300 signifikant niedriger als unter Insulin glargin U100 (Relatives Risiko 0,85; 95%-KI: 0,77 bis 0,92).1 Die Untersuchung bestätigt auch die hohe Effektivität von Insulin glargin U300 bei der Blutzuckersenkung: Nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate war der HbA1c unter Insulin glargin U300 um 0,1 Prozentpunkte niedriger als unter U100 (-0,18 bis -0,02; p=0,0174).1

Erfahrung aus der Praxis bestätigen Daten klinischer Studien

„Meine Erfahrungen mit Insulin glargin U300 bestätigen die Studienergebnisse. Für die Patienten gibt es neben der guten Blutzuckereinstellung und dem geringeren Hypoglykämierisiko bei Typ-2-Diabetes jedoch weitere Argumente, die für das verbesserte Insulin glargin sprechen“, erklärte Kress. So nahmen die Patienten in der Metaanalyse der EDITION-Studien I bis III unter Insulin glargin U300 weniger an Körpergewicht zu als unter U100: Nach zwölf Monaten betrug der Unterschied zwischen den Gruppen nach der Methode der kleinsten Fehlerquadrate -0,4 kg (95%-KI: -0,71 bis -0,09; p=0,0117).1 Darüber hinaus bietet Insulin glargin U 300 im Vergleich zu U100 ein flexibleres Spritzzeitfenster von ± 3 Stunden2 und mit dem verbesserten Insulinpen SoloStar® lässt sich das Insulin noch einfacher und schneller injizieren.6-8

Balance zwischen Zielwerterreichung und Hypoglykämierisiko

Auch auf Seiten der Verordner gibt es weitere Argumente, die für das verbesserte Insulin glargin sprechen: Die randomisierte kontrollierte ORIGIN-Studie bestätigt die kardiovaskuläre Sicherheit für Insulin glargin U100 bei Patienten mit Typ-2-Diabetes.9 Entsprechend wird auch in der Fachinformation von Insulin glargin U300 darauf hingewiesen, dass durch Insulin glargin im Vergleich zur Standardtherapie das relative Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung oder kardiovaskulären Tod nicht verändert wurde.2 Und: Als neue Formulierung des bewährten Insulin glargin durchläuft Insulin glargin U300 kein AMNOG-Verfahren.

„Da eine gute Blutzuckereinstellung ein Balanceakt zwischen Zielwerterreichung und Minimierung des Hypoglykämierisikos ist, könnte Insulin glargin U300 dazu beitragen, dass mehr Menschen mit Typ-2-Diabetes ihre Blutzuckerzielwerte erreichen“, so Kress.


Quellen:
1 Ritzel R et al. Diabetes 2015; 64 (Suppl. 1): A264, Abstr. 1030-P
2 Toujeo® Fachinformation, Stand April 2015
3 Owens DR et al. Diabetes Metab Res Rev 2014; 30: 104–119
4 Shiramoto M et al. Diabetes Obes Metab 2015; 17: 254–260
5 Becker RH et al. Diabetes Care 2015; 38:637–643
6 Klonoff D et al. Diabetes Technol Ther 2015; 17 (Suppl 1): A-100, Abstr. 229
7 Toujeo® SoloStar® Gebrauchsinformation, Stand April 2015
8 Lantus® SoloStar® Gebrauchsinformation, Stand Februar 2015
9 The ORIGIN Trial Investigators. N Engl J Med 2012; 367: 319–328 (Studie durchgeführt mit Lantus® bei Patienten mit hohem kardiovaskulären Risiko und gestörter Nüchternglukose (IFG) oder verminderter Glukosetoleranz (IGT) (12 % der Patienten) oder einem Typ-2-Diabetes, der mit ≤ 1 OAD behandelt wurde (88 % der Patienten); Toujeo® ist nicht zur Behandlung bei Prädiabetes zugelassen).

Veranstaltung: Pressekonferenz „Insulin glargin U300: 100 Tage Toujeo®“, Königstein, 24. August 2015; Veranstalter Sanofi