Was ist die beste Diabetes-App? Und wie überhaupt können Ihnen diese kleinen Programme im Praxisalltag helfen? Zu diesem Thema gibt es 2017 ein VDBD-Seminar. Dr. Eric Risch hat dazu alle wichtigen Informationen.

Smartphone-Diabetes-Apps werden immer beliebter. Hier können schnell Blutzuckerwerte, Insulingaben, Kohlenhydrate und mehr erfasst werden. Das Handy ist schließlich immer dabei. Vergleichende Tests zu Diabetes-Apps gibt es bisher nur recht wenige. Für welche sich ein Mensch mit Diabetes entscheidet, hängt viel von den persönlichen Voraussetzungen und Anforderungen ab. Am besten probiert man einige aus.

Genau das ist der Fokus eines neuen VDBD-Seminars, das im Februar 2017 an den Start geht. Schließlich geht es in der Beratung künftig auch darum, auf diesem innovativen Terrain technisches Know-how an den Tag zu legen. Im neuen Seminar "Diabetes goes digital – Apps in der Diabetologie" wird der Schulungsprofi Vom Auf-Klärer zum Er-Klärer.

Für Dr. Winfried Keuthage und seine Kollegin Theresia Schoppe, die durch das Berliner Pilotseminar Ende September führten, liegen die Vorteile von Smartphone-Diabetes-Apps auf der Hand.

Mehr Compliance und Zeitersparnis

Durch die schnellere Datenübertragung und optimierte Datenverfügbarkeit wird schlichtweg Zeit eingespart. Ein weiterer Pluspunkt liegt für den Münsteraner Diabetologen in der "Förderung der Patienten-Compliance durch optimiertes Therapiemanagement." Keuthage verwies darauf, dass die Basisversionen besagter Apps ist meist kostenlos zu erhalten seien. Erweiterte Versionen hingegen hätten ihren Preis. Hier gelte es für den Nutzer zu vergleichen und zu fragen: Bietet die App alle Funktionen, die ich mir wünsche? Gibt es ein regelmäßiges Update? Hat die App ein CE-Kennzeichen?

Beide Referenten zeigten im Berliner Pilotseminar gleichsam auch die Risiken und Grenzen von Apps in der Diabetesberatung auf. "Eine große Rolle bei Gesundheits-Apps spielt das Thema Datenschutz", unterstrich Keuthage. Er warnte davor, Diabetes- sowie andere Gesundheitsdaten unkritisch in einer Cloud bereit zu stellen, wenn nicht sicher geklärt sei, dass der App-Anbieter die Datenschutzbestimmungen einhalte.

Sicher sein müsse auch die App selbst sein. Tagebuch-Apps, die nur zur Dokumentation der Werte genutzt würden, seien unkritisch. "Arbeiten Diabetes-Apps jedoch in Verbindung mit Hilfsmitteln wie Blutzucker-Messgeräten und CGM-Systemen, dann", so betonte Keuthage, "fallen diese unter die Kategorie Medizinprodukte und müssen eine CE-Kennzeichnung tragen."

"Wir sollten Apps nicht überschätzen"

Doch wie genau arbeiten eigentlich Diabetes-Apps? Insgesamt seien Apps zur Bolusberechnung hilfreich, aber oftmals noch zu ungenau. "Das Risiko für eine unangemessene Insulindosis liegt bei rund 70 Prozent", erläuterte der Münsteraner Diabetologe auf dem Berliner Pilotseminar und fügte hinzu, dass die Programmierer der Apps in der Regel keinerlei Verantwortung für die errechneten Werte übernähmen.

Keuthages persönliches Fazit beim Berliner Pilotseminar "Diabetes goes digital": "Wir sollten Apps nicht überschätzen." Zudem blieben große Fragezeichen zur Datensicherheit. Und es fehle bisher eine unabhängige Organisation zur Festlegung von Qualitätskriterien.



Autor: Dr. Eric Risch
Verband der Diabetesberatungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD)
Pressebeauftragter

Erschienen in: Diabetes-Forum, 2016; 28 (11) Seite 40