Deutschland war 2015 erneut weltweit die Nr. 2 bei klinischen Arzneimittel-Studien forschender Pharma-Unternehmen. Das geht aus einer Auswertung des öffentlichen Studienregisters "clinicaltrials.gov" hervor, die der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) in Berlin vorgestellt hat. Mit 599 Studien liegt Deutschland vor UK (547), nur überboten von den USA (2.397).

Mitwirken am medizinischen Fortschritt

Die medizinischen Einrichtungen in Berlin waren die Spitzenreiter: Sie beteiligten sich an 226 Studien. Es folgen Hamburg (153), München (142), Frankfurt a.M. (117), Essen (86), Hannover (81), Köln (79), Dresden (77), Leipzig (69) und Heidelberg (64). In den meisten Studien ging es um die Erprobung neuer Behandlungen gegen Krebs (136) oder Entzündungskrankheiten wie Asthma, Multipler Sklerose oder Morbus Crohn (111). Insgesamt wurden Studien zu 204 verschiedenen Krankheiten durchgeführt.

Dazu sagt Birgit Fischer, die Hauptgeschäftsführerin des vfa: "Die vielen Kliniken und Arztpraxen, die am Fortschritt der Medizin mitwirken, sind eine Stärke Deutschlands. Nicht zuletzt deshalb investieren forschende Pharma-Unternehmen hierzulande jährlich rund 5,8 Milliarden Euro in Laborforschung und klinische Studien."

Transparenz für mehr Akzeptanz

Fischer weiter: "Möglich ist die Erprobung von Medikamenten in Studien nur, weil Unternehmen eng mit behandelnden Ärzten in medizinischen Einrichtungen zusammenarbeiten können; und weil einige von deren Patienten nach umfassender Aufklärung interessiert sind, an den Studien mitzuwirken. Diese Arbeit am therapeutischen Fortschritt fand jahrelang weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das hat der Akzeptanz unserer Branche nicht gut getan. Deshalb setzen wir seit einigen Jahren konsequent auf die Nachvollziehbarkeit dessen, was wir tun - auf Transparenz. Was in Studien geschieht, lässt sich heute schon in öffentlichen Datenbanken gut mitverfolgen. In einem nächsten Schritt werden unsere Unternehmen bis Ende des Monats auch offenlegen, welche Leistungen sie im Rahmen der Zusammenarbeit mit Ärzten zahlen. Damit werden sie zu einem Vorreiter in der Wirtschaft und im Gesundheitssystem, was Transparenz betrifft."

Internationale Studienregister
Clinicaltrials.gov - Ein öffentlich zugängliches Online-Register und Ergebnisdatenbank für medizinische Studien aus aller Welt, betrieben von den U.S. National Institutes of Health. Neben klinischen Studien enthält es auch andere Studienarten wie Anwendungsbeobachtungen und Registerstudien. Zudem sind hier auch Studien zu Diagnostika und medizintechnischen Geräten zu finden.

Clinicaltrialsregister.eu - Ein von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA (European Medicines Agency) betriebenes öffentliches Online-Register, in das automatisch alle in der EU genehmigten klinischen Studien aufgenommen werden. Es enthält Ergebniszusammenfassungen der seit Mai 2004 in der EU genehmigten klinischen Studien.

PharmNet.Bund - Eine öffentliche Datenbank, die Ergebnisse von klinischen Studien enthält, die seit August 2004 mit Beteiligung einer Arztpraxis oder Klinik in Deutschland durchgeführt wurden. Betrieben wird sie im Auftrag der Bundesregierung vom Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) in Zusammenarbeit mit den Arzneimittelbehörden BfArM (Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte) und PEI (Paul-Ehrlich-Institut).

Neue Chancen und bessere Versorgung für Patienten

Im Regelfall führen Unternehmen Studien in Kooperation mit Kliniken und Arztpraxen in vielen Ländern zugleich durch; gerade für die großen letzten Studien vor der Zulassung (die Phase-III-Studien) können es bis zu 55 Länder sein. 41 % der Studien, an denen sich deutsche Kliniken und Praxen beteiligen, sind solche Phase III-Studien.

Der Wert klinischer Studien besteht nicht nur darin, zur Entwicklung neuer Therapien beizutragen. Für viele Teilnehmer, denen die bisher verfügbaren Therapien nicht mehr helfen, bedeutet es eine neue Chance, dass sie im Rahmen einer Studie mit einem neuen Medikament behandelt werden. Alle Teilnehmer werden vor, während und nach der Studie in aller Regel umfassender untersucht und intensiver betreut, als das in der Routineversorgung möglich ist - unabhängig davon, ob sie zu den Patienten gehören, die die neue Therapie oder eine Vergleichstherapie nach derzeitigem medizinischem Stand erhalten. Kliniken und Praxen, die an Studien mitwirken, halten sich medizinisch auf dem aktuellen Stand, was auch Patienten außerhalb der Studien zugute kommt.


Quelle: Pressemitteilung des Verbandes der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)